Diese Morgelgeschichte widme ich allen Beteiligten, die an der Enteignung des Schlosses Reinhardsbrunn aktiv mitgewirkt haben.
(2013-2021)
Autor: Jens K. Carl,
Illustrator: Jens K. Carl.
Morgel und das verlotterte Märchenschloss
Kapitel:
… Die acht begeben sich zurück ins Kirchenschiff. Morgel und die Waldfee beratschlagen mit Herrn Casemir darüber, wie sie den Tieren helfen können und auch darüber, wie das Schloss gerettet werden könnte. Da sich die drei kaum noch daran erinnern können, wie alles vor hundert Jahren hier aussah, kommt Regina eine tolle Idee: »Meinereiner kann für ein Weilchen das Gemäuer so erscheinen lassen, wie es damals war, vor dem Verfall. Soll meinereiner dies tun?« Mit einem Male wird die Schlosskirche von Hunderten brennenden Kerzen erleuchtet, die in der Mitte des Raumes zu schweben scheinen. Wohlige Wärme macht sich breit. Die Kapelle zeigt sich in ihrer alten, ehrwürdigen Pracht, so wie sie vor langer Zeit einmal aussah, als hier noch Gottesdienste stattfanden. Die aus grau und grün gemustertem Marmor und weißem Alabaster geformte Kanzel, welche mit Kartuschen und Statuetten reich besetzt ist, erstrahlt in neuem Glanze, ebenso wie der Altartisch und das kunstvolle Altargemälde. Der Boden wirkt farbig gefliest. Die Kassettendecke schimmert blau, wie ein Sternenhimmel und wird von roten Säulen getragen. Rechts und links verlaufen reich verzierte Bankreihen. Von den Wänden blicken Statuen auserwählter Menschen herab. Erstaunt raunen die vielen Tierkinder und lunzen dabei unter den Holzbänken hervor. Zusammen machen sich die drei auf den Weg, das gesamte Schloss wie neu erscheinen und erleuchten zu lassen. Zuallererst die vielen Zimmer in den Amtshäusern, dann die Säle und die Galerien. Die Wände des Ahnensaales und der Salons erstrahlen in den Farben Grün und Gold. Der Stuck und die Deckenmalereien sehen aus, als wären sie gerade von den alten Meistern erschaffen worden. Die Parkettböden glänzen wie frisch gewienert und laden zum Tanzen ein. Schwere Samtvorhänge verdecken die farbenfrohen Fenster und das filigrane, barocke Mobiliar nimmt anmutig den ganzen Raum ein. Im Kaminzimmer bullert der große Kanonenofen vor sich hin. Das Schloss ist herausgeputzt vom Dach bis hinunter ins Kellergewölbe. »Das ist ein Eyers-maners-duers wert«, freut sich Morgel und tanzt mit der Waldfee auf der einen und mit Herrn Casemir auf der anderen Hand beschwingt im Saal auf und ab. Stimmengewirr und Gelächter kommen plötzlich auf. In der Ecke spielen Musiker eines kleinen Orchesters, mit weiß gepuderten Perücken, auf Cello, Cembalo, Fagott, Kontrabass, Laute und Orgel, liebliche Klänge. Auf dem Parkett erscheinen unzählige tanzende Gestalten. Die Damen sind in farbenfrohe, pompöse Kleider aus feinster Seide gehüllt und auf deren Köpfen sitzen ausladende, hochgesteckte Perücken. Die Herren tragen Samtanzüge mit Schärpe und Schleifchen. »Ups! Ich werde gar nicht unsichtbar«, staunt Morgel auf einmal. »Die tanzen ja durch uns durch.« Gut eine Stunde später springt Morgel auf und ruft lauthals heraus: »Heureka! Ich habe es.« Gesagt, getan. Morgel drückt sofort die Wurzelhöhlentaste auf seinem Tastending und schwuppdiwupp steht er in seiner Koboldstube und nimmt besagtes Zauberbuch Nummer fünf aus dem Regal. »Irgendwo habe ich doch einen solchen Zauberspruch gelesen«, murmelt er vor sich hin und blättert die Seiten durch. »Ah ja, da steht er, Spruch 234. Die Zahl sollte ich mir merken.« … Fortsetzung im Buch: Morgelgeschichten, Band 2 oder im gleichnamigen E-Book Weitere Kapitel:
Ob der Geist irgendwann seinen Frieden finden kann, ob die vielen Tiere um den Lehrer Casemir weiter im prächtigen Märchenschloss leben und die Thüringer Werkzeugdinger der Gemeinschaft am Komstkochsteich eines schönen Tages wieder behilflich sein können, erfährst du sicher irgendwann in einer anderen Morgelgeschichte. Bleib voller Neugier! Altersempfehlung: ab 5 Jahren. |
„Morgel und das verlotterte Märchenschloss“ von Jens K. Carl ist ein fesselndes Werk, das die Leser in die märchenhafte Welt des Thüringer Waldes entführt. Die Geschichte dreht sich um das Jagdschloss zu Reinhardsbrunn, eine sagenumwobene Ruine, die einst auf den Mauern eines Benediktinerklosters errichtet wurde. Morgel und seine Freunde sind bestürzt über den Verfall des Schlosses und nehmen es sich zur Aufgabe, die ehrwürdigen Mauern zu neuem Glanz zu verhelfen1.
Der Schreibstil von Carl ist lebendig und bildhaft, was die Magie der Handlung unterstreicht. Er nutzt eine Sprache, die sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht, und schafft es, die Leser mit den Abenteuern von Morgel und seinen Freunden zu fesseln. Die Geschichte ist mit vier märchenhaften Schattenrissen illustriert, die die Atmosphäre des Buches bereichern und die Fantasie anregen1.
Insgesamt bietet „Morgel und das verlotterte Märchenschloss“ eine spannende und herzerwärmende Lektüre, die nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken über den Erhalt historischer Stätten anregt.
Bezaubernde Morgelgeschichten, wunderschön und mit viel Liebe geschrieben.
Wenn man zwischendurch Mal kurz die Augen schließt, fühlt man sich eins mit der Geschichte, der Zeit und den Figuren. 🌞🌞🌞🌞🌞
Bezaubernd und sehr liebevoll geschrieben. Ich konnte sofort eintauchen und war ganz mit dabei!