Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch (Episode 7 der Morgelgeschichten)

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Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch - Das Titelbild zeigt die Huschi-Husch zusammen mit einem blinden Passagier bei schönstem Sonnenschein. Lass dich überraschen, was so alles in dieser Zauberbahn steckt.

Autor: Jens K. Carl
Illustrationen: Jens K. Carl (KI-generiert unter Zuhilfenahme von Microsoft Copilot Pro).
Altersempfehlung: ab 5 Jahren.

Im Gedenken an:
Bruno Heinz Carl, meinem lieben Vater
(*1929 – †2013).

Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch

Brausend und tosend zieht an diesem Herbsttag ein heftiger Sturm über den Morgelwald hinweg. Tiefschwarze Wolken verdunkeln das thüringische Land.
Wie an einem Bindfaden aufgereiht, prasseln Regentropfen auf den Waldboden hernieder. Hier und da wechselt sich der Regen mit faustgroßen Hagelkörnern ab und es scheint so, als würde das Wasser des Komstkochsteiches köcheln.
Laub, Zweige und Äste, sogar ganze Büsche fliegen umher. Die Bäume knarren und krächzen. Ihre Kronen wiegen sich vereint im Rhythmus der Windböen hin und her.
Grelle Blitze erhellen zischend den Nachthimmel und dumpfes Donnergrollen lässt einem das Blut in den Adern gefrieren.

Ob Tier, ob Mensch. Wer kann, hat sich längst in seine Behausung zurückgezogen, um am wohlig warmen Kachelofen und bei einer Tasse duftendem Kräutertee das Ende dieses abscheulichen Unwetters abzuwarten.

Eine waghalsige Fahrt

Aus der Ferne ist zu hören, wie sich eine Huschi-Husch quietschend und jaulend ihren vorbestimmten Weg durch das Tal bahnt. Mit Mühe kämpft das schwere Gefährt gegen die gewaltigen Böen, die ihr entgegenblasen, an. Immer dann, wenn die Metallräder auf den glitschigen, vom Laub bedeckten, Schienen durchzudrehen drohen, heulen die Triebwerksmotoren gauksend auf. Es zischt und blitzt, wenn der Stromabnehmer kurzzeitig den Kontakt zur Oberleitung verliert. Die Lichter im Fahrgastraum erlöschen dann hin und wieder, als wollten der Waggon einen Hilferuf aussenden.

Plötzlich ein Knall. Laut wie ein Peitschenschlag. Ein dumpfes Grollen. Metall kreischt und berstet. Dann ist Stille. Mucksmäuschenstille.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch -  Das Bild zeigt, wie die Huschi-Husch auf ihrem beschwerlichen Weg durch den Morgelwald auf einen umgestürzten Birkenbaumstamm auffährt und entgleist. Das Oberleitungskabel reißt und flattert funkensprühend auf dem nassen Gleisbett umher. Die Bahn ist in Ohnmacht gefallen.

Trotz des Unwetters harrt Schröder, der Waldkauz, so wie jede Nacht im dichten Geäst Albasols aus und hält Wache über den Morgelwald.
»Hoppla, was war das denn?«, schreckt er laut fragend auf. Das kann mitnichten ein Wetterleuchten oder gar ein Donnerknall gewesen sein, schießt es dem Kauz durch den Kopf. Da muss etwas Schlimmes passiert sein.
Geschwind lässt sich Schröder zur Wurzelhöhle hinabgleiten. Hastig und durchnässt kracht der Vogel blindlings gegen die Tür zur Höhle.

»Wacht auf, wacht auf! Kuwitt, kuwitt! Etwas Schlimmes ist passiert. Lasst mich rein!«, schreit er unentwegt. »Macht auf! Lasst mich rein!«
»Was ist das für ein Geschrei?«, fragt Kreuzspinne Esmeralda, die sich gerade an einem seidenen Faden von der Decke abseilt, um ihr geflicktes Spinnennetz in Augenschein nehmen zu können. »Es ist mitten in der Nacht. Du weckst noch all die anderen auf.«
»Habt ihr denn nicht den Knall gehört? Da unten im Tal hat es einen lauten Bums gegeben«, antwortet Schröder.
»Einen Bums? Du hast wohl schlecht geträumt. Das war sicher nur ein Donnergrollen«, winkt Esmeralda ab.

Von dem Gepolter und dem Geschrei sind der kleine Bär Dinco, die Ricke Gertrud und der Welpe Paschinka aus dem Schlaf erwacht. Während der kleine Hund sich ängstlich unter dem Bett verkriecht, öffnet Dinco die Tür und lässt Schröder eintreten. »Guten Abend, Herr Waldkauz. Was hat denn gebumst? Hopphopp!«, fragt der kleine Bär.
»Guten Abend, liebe Leute. Ich hoffe, ich habe euch nicht erschreckt. Der Bums hat sich so angehört, als wäre etwas mit der Huschi-Husch passiert«, antwortet Schröder und fügt mit seinen Flügeln gestikulierend hinzu: »Ich sah einen grellen Lichtblitz am Himmel und ich hörte es zischen und kreischen und einen merkwürdigen Bums. Vielleicht benötigt man dort unsere Hilfe?«
»Bei diesem Schmuddelwetter?«, murmelt Morgel, der Waldkobold, vor sich hin, als auch er erwacht und aus seiner Kammer herangeschlurft kommt. Er tritt vor die Tür der Wurzelhöhle und rekelt genüsslich alle viere von sich. »Da werden wir ja klatschnass. Bereiten wir diesem Spukwetter doch erst einmal ein Ende.« Er zieht sogleich seinen Zauberstab aus dem Morgenmantel hervor und schickt damit einen Lichtblitz gen Himmel und beschwört: »Donnerschlag und Posaunengeschmetter, aus ist’s mit dem Schmuddelwetter!«

Unversehens hört es auf zu schütten, so, als hätte man die Regenbindfäden mit einer Schere abgetrennt. Nur ein leichter Nieselregen fällt noch vom Himmel. Auch der heftige Wind legt sich sogleich. Die Wolkendecke reißt auf und macht den Weg für das Licht des Mondes und der Sterne frei.
»So ist es besser, mein lieber Schröder. Ich schlage vor, du fliegst nun die Strecke im Tal ab, damit wir wissen, ob wirklich etwas geschehen ist und wie und wo wir helfen können.«

Kaum hatte der Kobold ausgesprochen, fliegt der Waldkauz los. Ein paar kurze Schläge mit seinen breiten Schwingen und schon ist er hinter den Wipfeln der Bäume verschwunden. Im Gleitflug sucht er die nahegelegenen Bahnstrecken und die Landstraße im Tal ab. Trotz Dunkelheit vermag seinem scharfen Blick nichts zu entgehen.

Ganz in der Nähe der Steilwand sieht Schröder ein Stromkabel blitzend und funkenschlagend auf dem nassen Schotter umherhüpfen. Vorsichtig nähert er sich dem Eisengefährt an. Ihm fällt auf, dass ein umgestürzter Baum quer über den Schienen liegt. Seine Äste haben eine ältliche Huschi-Husch zum Entgleisen gebracht und nun hängt sie halb schräg im Gleisbett. Einige Scheiben der Bahn sind geborsten. Gespenstige Ruhe herrscht darin.

»Es ist wahr! Es ist wahr! Es gab in der Tat ein Unglück mit einer Huschi-Husch«, ruft er dem Kobold zu, als Schröder zur Wurzelhöhle zurückkehrt. »Allerdings hatte ich den Eindruck, dass das keine herkömmliche Huschi-Husch ist. Die sieht so anders aus, so bunt. Ich habe durch ein zerbrochenes Fenster geschaut. Die Leutchen darin schlafen. Jedenfalls lagen zwei da so herum. Was können wir nur tun?«
»Alle Leute haben geschlafen? Oje, das klingt nicht gut. Wo liegt die Huschi-Husch denn genau?«, möchte der Morgel wissen.
»Oberhalb vom Hammerteich, neben der Landstraße«, antwortet Schröder, »gleich bei der Steilwand.«
»Also, nichts wie hin. Dann werden wir zwei uns das mal anschauen«, spricht der Kobold, tippt sich mit dem Zauberstab auf die Brust, und schon hat er sein grünes Koboldkostüm und seinen spitzen Hut übergestreift. Sofort setzt er zum Koboldieren an.
»Wir wollen auch mit!«, rufen die Mäuse Mio und Pio dazwischen.
»Du wirst vielleicht Hilfe benötigen«, gibt ihnen Ricke Gertrud recht, »nimm die beiden mit. Vielleicht benötigst Du ja zwei Winzlinge, die in jede Ecke kommen.«
»Oder etwas Großes und Starkes, wie mich. Hopphopp!«, fügt Dinco hinzu und klopft sich mit der Faust auf die Brust. »Brröö! Brröö!«
»Nun, ich bin ein Kobold«, erwidert Morgel, »ich komme überall hin, wenn ich es will. Aber, da Ihr unbedingt wollt, dann kommt eben alle mit. Stellt euch bitte im Kreis auf und schließt eure Augen.« Er zieht seinen Zauberstab aus der Tasche und sagt einen Zauberspruch auf: »Pusteblume und Rübezahl, lasst uns reisen zum Bahnunfall!«

Eine verblüffende Rettungsaktion

Wenige Augenblicke später stehen die fünf direkt vor ebendiesem Straßenbahnwagen. Morgel wirft sofort einen prüfenden Blick unter das Eisengefährt und seufzt: »Verflixt und zugenäht. Eyers-maners-duers, noch einmal! So ein Schlamassel, aber auch.«
Es war doch ein dicker, fetter Ast einer Birke während des Sturmes abgebrochen und auf das Gleis gefallen. Der Ast hat auch die Oberleitung durchtrennt und nun flattert das Kabel wild, zischend und Funken versprühend, auf dem klatschnassen Schotter hin und her. Es knallt so laut, als würde eine Peitsche geschwungen werden.

»Das also ist eine Huschi-Husch? Hopphopp!«, ist Dinco erstaunt.
»Genau! Die Menschen sagen dazu auch Waldbahn, besser gesagt, Thüringerwaldbahn oder Bimmelbahn«, antwortet Schröder. »Aber wenn ich es mir richtig überlege, sieht diese Bahn ganz anders aus. Den Wagen habe ich hier noch nie gesehen.«
»Du hast recht«, bestätigt Morgel, »diese Bahn muss neu sein. Aber nun müssen wir erst einmal dieses tänzelnde Stromkabel einfangen und ruhigstellen, sonst bekommen wir womöglich noch einen Stromschlag. Danach hebe ich die Bahn mit einem Zauber an und Dinco zieht den schweren Ast hervor. So sollten wir die Bahn befreien können.«
»Verstanden! Hopphopp!«, signalisiert der kleine Bär. »Also! Los geht es.«

Der Kobold zeichnet mit dem Zauberstab kleine Kreise in die Luft und ruft: »Athelas und Eiterwunden, Getrenntes ist alsbald verbunden!« Plötzlich halten die beiden Drahtseilenden inne, so als würden sie ihn anschauen. Dann schweben sie aufeinander zu. Ein lautes Fauchen ist zu hören und schon hängt das Kabel wieder straff gespannt zwischen den Oberleitungsmasten.

»Bullenkraft und Erdenbeben, Gestürztes mag sich nun erheben!«, beschwört er hinterdrein, und alsbald streckt sich das Eisengefährt knarrend und krächzend aus seiner Schieflage empor. Die Bahn ist plötzlich in grün leuchtendes Licht gehüllt. Wie von Zauberhand getragen, richtet sich der Waggon allmählich auf. Dinco zieht blitzschnell den fetten Ast hervor und wirft ihn beiseite. Zu guter Letzt setzt sich die Bahn sanft zurück auf das Gleis.

»Geschafft! Das war es schon. Fertig«, freut sich der Kobold und klopft Dinco vor Stolz auf die Schulter. »Jetzt kann der Zug weiterhuschen.«
»Lass uns doch auch einmal ein wenig umherhuschen. Hopphopp!«, wünscht sich der kleine Bär. »Ich bin noch nie gehuscht.«
»Wir wollen auch noch nicht«, rufen die Mäuse Mio und Pio dazwischen.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch - Das Bild zeigt, wie Morgel zusammen mit Schröder, Dinco Mio und Pio an der Unfallstelle stehen. Der Sturm hat sich gelegt. Die Bahn wird von ihnen gerettet.

Mit einem Mal sucht sich der Stromabnehmer ganz von allein den Kontakt zur Oberleitung. Es zischt und knistert. Erst leuchten die Scheinwerfer mehrfach kurz auf, als würde sie dem Morgel zuzwinkern, dann abwechselnd die seitlichen Blinker und zu guter Letzt erhellen nach und nach die Lampen im Inneren des Waggons. Der Elektromotor heult auf. Die Bahn schüttelt sich, reckt sich und stößt einen lauten Seufzer aus: »Aaaahhhhhh, tut das gut!«

»Was war das? Hopphopp!«, schaut Dinco verblüfft in die Runde.
»Das war ich, mein lieber Lebensretter«, antwortet die Bahn. »Oooohhhh! … Ich dachte schon, mein Fahrgestell ist ramponiert oder gar gebrochen. Aber es ist noch alles heile. Wie hübsch ich auf einmal leuchte. So schön grün.«
»Das Eisending kann ja sprechen. Hopphopp!«, ist der Bär verwundert.
»Warum soll ich nicht sprechen können?«, erwidert die Bahn. »Ihr sprecht doch auch. … Wie kann ich euch danken, meine lieben Lebensretter?«
»Die könnte uns mal mitfahren lassen«, flüstert Mio Pio ins Ohr.
»Ich habe ein sensibles Gehör, ihr zwei Winzlinge. Gerne dürft ihr mit mir fahren«, ist die Bahn einverstanden. »Das ist das Mindeste, was ich für euch tun kann.«
»Schön, dass du keinen Schaden davongetragen hast, werte Waldbahn«, freut sich der Kobold. »Ich habe euch hier noch nie herumfahren sehen. Seid ihr neu hier?«
»Ich bin nicht von hier«, antwortet die Bahn. »Ich bin eine Zauberbahn und komme und gehe, wo und wann immer ich will. Heute muss ich in den Morgelwald. Ich suche dort den Waldkobold Morgel.«
»Was willst du denn von diesem Morgel?«, möchte der Waldkauz wissen. »Gestatten, mein Name ist Schröder.«
»Hallo Herr Schröder, das muss ich ihm schon selbst mitteilen.«
»Ich bin der Morgel. Was kann ich für euch tun?«
»Ach ja, dann bin ich ja am Ziel angelangt«, freut sich die Bahn. »Ich transportiere nämlich eine wertvolle Fracht. Einen kleinen, witzigen Passagier. Er möchte unbedingt zu Ihnen in den Morgelwald. Ins gelobte Land, wie er sagt.«
»Habt ihr das gehört? Ins gelobte Land«, feixt Dinco. »Da seid ihr hier genau richtig. Hopphopp!«
»Wir müssen doch noch die Leutchen da drinnen retten«, rät Mio.
»Da sind keine Leutchen«, erwidert die Bahn. »Der Fahrer, Herr Müller und die Schaffnerin, Frau Meyer, sind nur Tarnung, falls einmal Neugierige hier hereinschauen sollten. Wie gesagt, ich bin eine Zauberbahn. Ich weiß mich zu tarnen.«
»Und was ist mit ihrem Passagier, ist er vielleicht verletzt und benötigt Hilfe?«, fragt Morgel nach.
»Schaut doch nach«, antwortet die Bahn.
»Ich sehe niemanden. Hopphopp!«, bemerkt Dinco, der flugs zur Tür hineinklettert. »Ist da wer?«
»Ich bin hier. Sie meint wohl mich, kleinen Kerl. Mir geht es gut. Nur ein paar Prellungen und Kratzer habe ich davongetragen«, ist eine piepsige, zittrige Stimme mit einem französisch klingenden Akzent aus einer dunklen Ecke zu hören.

Ein übergroßes Meerschweinchen tritt aufrecht gehend in die Mitte des Innenraumes. Dessen Gesicht ist hellbraun und weiß gefleckt. Es hat einen eleganten Frack an und einen schwarzen Zylinder auf dem Kopf. In der einen Hand hält es einen Gehstock und in der anderen einen dreiarmigen Kandelaber mit brennenden Kerzen. Der Fahrgastraum erinnert an eine altehrwürdige Bibliothek mit hunderten wertvollen Büchern. In der Ecke steht ein bordeauxfarbenes, samtenes Sofa und gegenüber ein Lesetisch mit nostalgischer Bankerlampe.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch - Das Bild zeigt, wie Gaston, ein Meerschweinchen mit französischer Abstammung, im Innenraum der Bahn dem Morgel und Dinco entgegentritt. Er hat einen Kandelaber in der Hand. Der Innenraum ist eine wunderschöne alte Bibliothek, in der ein Lesetisch und ein bordeauxfarbenes, samtenes Sofa stehen. Die dunkle Holzverkleidung ist durch den Unfall teilweise zerstört und das Holz gesplittert. Bücher liegen auf dem Boden.

»Bonsoir. Gaston ist mein Name. Mes amies!«
»Ich verstehe kein Wort. Hopphopp!«, ist Dinco verwirrt.
»Oje, mein Lieber«, klärt ihn das Meerschweinchen auf. »Das heißt: Guten Abend, meine Freunde.«
»Sei gegrüßt, Gaston! Du musst keine Angst haben vor uns. Mein Name ist Munk Orgu-Telas, aber alle hier nennen mich Morgel. Das ist Dinco, unser kleiner Bär. Dort oben auf der Handleiste sitzt Herr Schröder und auf dem Tisch die beiden Mäuse Mio und Pio. Aber wie kommt ihr in diese Zauberbahn?«
»Mon dieu! Das ist schnell erzählt«, antwortet Gaston, der allmählich Zutrauen gewinnt. »Seit langer, langer Zeit reise ich mit dieser Bahn durch die ganze Welt. Einst zusammen mit meinem Frauchen, welche eine große Zauberin war. Doch eines Tages war sie von einer Sekunde zur anderen verschwunden. Sie hatte sich einfach in Luft aufgelöst. Von da an war ich allein. Eines Tages hörte ich vom Morgelwald und dass dies das Schlaraffenland sei. Das gelobte Land für jedes gestrandete Lebewesen. Deshalb bin ich hierhergekommen und nun steht ihr leibhaftig vor mir. Der große Morgel, der Fürst des Waldes, höchstpersönlich.«
»Und du bist nicht verhungert, so allein?«, fragt Dinco magenknurrend nach. »Ich wäre es bestimmt.«
»Oh non! Mon appétit! Nein, nein!«, begegnet Gaston. »Ich bin ein Meisterkoch. Ich zaubere euch jedes erdenkliche Menü, wenn ihr es wollt. Schaut her!«

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch - Das Bild zeigt, wie Gaston, eine Verwandlung hin zum Meisterkoch Gaston unternimmt. Während links noch die Bibliothek zu sehen ist, entsteht rechts eine alte nostalgische Küche mit einem alten Gasherd. Gaston hat eine weiße Kochmütze mit der Aufschrift 'Gaston' auf, eine weiße Kochjacke und eine schwarz-weiß karierte Hose an. Er schnuppert an einem Kochlöffel.

»Ein Fingerschnipsen von mir und aus der Bibliothek wird eine Küche oder eine Festtafel oder eben ein gewöhnlicher Fahrgastraum, was gerade gewünscht oder gebraucht wird.«
»Wie ist das möglich?«, fragt Morgel.
»Offenbar ist die Zauberkraft meines Frauchens auf mich übergegangen. Eine andere Erklärung habe ich auch nicht«, antwortet Gaston. »Ich kann euch das gerne einmal vorführen.«
»Das ist ja toll«, freuen sich Mio und Pio.
»Die Bahn und ich stehen euch gerne jederzeit zur Verfügung, wenn ihr das wollt«, spricht Gaston. »Ihr müsst dazu nur eines tun: uns mitten in euren Morgelwald stellen.«
»Ihr meint, ihr möchtet hierbleiben?«, fragt Dinco verblüfft nach.
»Genau das ist unsere Absicht. Ihr müsst es nur gestatten.«
»Werdet ihr eure Reisen nicht vermissen?«, möchte Morgel wissen.
»Ganz sicher nicht, das ist viel zu gefährlich und beschwerlich«, antwortet Gaston. »Es ist unser ausdrücklicher Wunsch.«
»Das muss ich mit dem Ältestenrat besprechen.«
»Tut das. Lasst uns doch jetzt erst einmal die versprochene Rundfahrt unternehmen«, schlägt Gaston vor.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch - Das Bild zeigt, wie Gaston, als Meisterkoch in einer nostalgischen, holzvertäfelten Küche mit einem alten, schwarzen Gasherd steht. Er hat eine weiße Kochmütze mit der Aufschrift 'Gaston' auf, eine weiße Kochjacke und eine schwarz-weiß karierte Hose an. Er schnuppert an einem Kochlöffel. Morgel und Dinco sind überwältigt von der Verwandlungskunst.

Ein munterer Ausflug

»Nun lasst uns eine Runde Bahn fahren. Als Belohnung für meine Rettung«, schlägt die Morgelwaldbahn vor und tönt laut heraus: »Bitte alles einsteigen und die Türen schließen. Vorsicht bei Abfahrt des Zuges!«
»Haltet euch fest«, ruft Gaston den anderen zu, »das kann mächtig holprig werden. Mes amies!«

Flink flitzen Mio und Pio in der Fahrerkabine und setzen sich auf das Armaturenbrett. Dinco schnappt sich eine Lederschlaufe, wie sie alle paar halben Meter von der Decke herunterhängen. Mit einem eher unsanften Ruck setzt sich die Bahn in Bewegung. Der Bär verliert plötzlich den Boden unter seinen Hinterpfoten und schwebt längelang im Fahrgastraum. Mit der anderen Pfote sucht er nach Halt und greift, eher aus Versehen, zum Glockenriemen, welcher sich an der Decke durch den Waggon schlängelt. Die Alarmglocke ertönt: Bimm-Bimm-Bimm, macht es in einem fort, Bimm-Bimm-Bimm.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch - Das Bild zeigt, wie Morgel und Schröder im nostalgisch anmutenden, holzvertäfelten Führerhaus stehen und sich mit der Bahn unterhalten. Die Armaturen bestehen aus einer Kurbel, einem Bremshebel und einigen wenigen Schaltern und Leuchten.

Morgel und Schröder beobachten, wie sich die Hebel und Schalter im Führerstand von selbst hin und her bewegen.
»Ich hoffe, du weißt, was du da tust. … Hast du auch einen Namen, liebe Huschi-Husch?«, fragt Morgel.
»Man nennt mich lapidar Triebwagen T1«, antwortet die Bahn, »aber dass ihr Huschi-Husch zu mir sagt, finde ich wunderschön. Genau so möchte ich gerne heißen … Huschi-Husch.«
»Dann ist das abgemacht«, spricht der Waldkauz. »Das meinst du doch auch, Morgel. Oder?«
»So soll es sein«, ist der Kobold einverstanden.
»Das ist ja super!«, freut sich die Bahn und legt gleich mal einen leichten Sprint ein. »Juhu! Ab heute Nacht heiße ich Huschi-Husch.«
»Wir wollen es mal nicht übertreiben«, redet Morgel auf die Bahn ein. »Nachher müssen wir dich wieder aus dem Graben heben.«
»Oh, Verzeihung«, entschuldigt sie sich.

»Hier ist so viel Platz drinnen. Was haltet ihr davon, wenn wir unsere Freunde zu dieser Spritztour einladen? Hopphopp!«, fragt Dinco in die Runde.
»Alle?«, ist Schröder erstaunt. »Das wird aber arg eng hier.«
»Eine gute Idee ist es dennoch«, stimmt Morgel zu. »Die hätte glatt von mir sein können.«
»Da sagst du was. Wilma und ihre Frischlinge Ben, Ken und Molli wollen sicher gerne dabei sein, und Keiler Karlo auch«, schlägt Mio vor. »Mein liebes Rehkitz, Tammy und Yammy, die Eichhörnchen, Fridolin und Sparky, die Spatzen, dürfen nicht fehlen. Vielleicht kommt sogar der mürrische Molch Adalbert mit.«
»Esmeralda und Lehrer Dachs sollten wir nicht vergessen«, gibt Schröder zu bedenken. »Die Hunde Antony vom Leinetal und Paschinka, Lothar, der Fuchs, und die Luchsin Lava gehören mit dazu.«
»Gustav, die Stockente, und Igel Stachel sind bestimmt auch noch nie Huschi-Husch gefahren«, fügt Pio hinzu und fragt: »Ob Kunigunde mit ihrem riesigen Schneckenhaus überhaupt hier hineinpasst? So wie die im vergangenen Jahr zugenommen hat.«
»Also, dann sei es so«, stimmt Morgel zu. »Ich schlage vor, Schröder macht sich auf den Weg und trommelt schon einmal alle an der Wurzelhöhle zusammen. Von dort aus koboldiere ich die gesamte Truppe zur nächsten Haltestelle. … Das wird ein Spaß. So viele habe ich noch nie auf einmal koboldiert.«
»Ich bin schon unterwegs«, freut sich der Waldkauz und flattert aufgeregt davon.
»Die werden Augen machen«, flüstert Mio Pio zu.
»Huschi-Husch, halte bitte hier an der Haltestelle Reinhardsbrunner Teiche«, spricht Morgel. »Dort lassen wir alle zusteigen.«
»Wie ihr wollt, mein Lebensretter«, ist die Bahn einverstanden. »Wir sind gleich da.«

Nach einigen Minuten kehrt Schröder zurück. »Alle stehen bereit und freuen sich auf eine Fahrt mit der Huschi-Husch.«

Sofort macht sich Morgel auf zur Wurzelhöhle, um die gesamte Truppe an die Haltestelle zu koboldieren. Auch Flocke, die Posttaube, Frosch Emerald, Clara vom Baldrichstein und ihr Gatte Constantin haben sich schnell noch vor der Höhle eingefunden.

»Seid ihr alle bereit?«, fragt der Kobold in die Runde.
»Jaaa!«, rufen alle voller Vorfreude.
»Dann fasst euch an oder stellt euch ganz dicht beisammen und schon kann es losgehen. Gebt Ruhe und schließt eure Augen.«
Morgel holt seinen Zauberstab aus dem Mantel und spricht: »Abenteuer und Karamelle, auf geschwind zur Teichhaltestelle!«

»Stopp! Stopp! Wartet auf mich«, ruft Gunther, der Specht, noch schnell hinterher. Dessen ungeachtet ist die gesamte Truppe plötzlich spurlos verschwunden. »Das darf doch wohl nicht wahr sein. Machen die sich aus dem Staub, und das ohne mich? Ohne mich geht doch hier gar nichts«, schimpft der kleine Vogel hinterher. »Was hat der Morgel gesagt? Haltestelle? Ja, welche? Mmh … Ich fliege einfach die Bahnstrecke ab, da werde ich sie schon finden.«
Schnell macht sich Gunther auf den Weg. Er gibt alles, was seine kleinen Flügel herzugeben vermögen. »Zum Glück mache ich jeden Tag Kraftsport«, murmelt er vor sich hin. »Denen werde ich zeigen, wer hier flinker ist. Auch ohne Zauberei.«

Kaum, dass Morgel und die Tiere an der Haltestelle angekommen sind, stürmen die Ersten in die Bahn, um einen schönen Fensterplatz zu erhaschen. Ben, Ken und Molli traben vorneweg und sichern für sich und ihre Mutter, die Bache Wilma, einen gemütlichen Sitzplatz. Ebenso machen es Antony und Paschinka. Gertrud und das Rehkitz ziehen es vor, zu stehen. Die vielen Vögel und die beiden Eichhörnchen platzieren sich auf den Handläufen, die sich unterhalb der Decke erstrecken. Mio, Pio und Gaston machen es sich auf dem Fahrpult gemütlich. Lehrer Dachs und Schröder fachsimpeln aufgeregt über die technischen Details dieser alten Straßenbahn. Gustav hat Angst. Er weigert sich, die Bahn zu betreten.

»Los, komm endlich mit«, quakt Emerald zur Stockente. »Sieh nur, ich hüpfe auch hinein. Da passiert nichts.«
»Du hast gut reden«, erwidert Gustav. »Darin werden wir ganz arg durchgeschüttelt. Da werde ich sicher teichkrank.«
»Du hast vielleicht Probleme, du Winzling. Teichkrank? Du meinst wohl, du musst dich übergeben«, mischt sich Kunigunde, die Riesenschnecke, ein. »Ich will hinein in die Huschi-Husch und passe nicht durch die Tür und du passt hinein in die Huschi-Husch, aber willst nicht. Nee, nee, nee! So ein Kuddelmuddel aber auch.«
»Kommt, schiebt alle mit«, ruft Dinco. »Wenn wir zusammen heftig drücken, schlittert unsere Kunigunde schon durch die Tür. Hopphopp!«

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch - Das Bild zeigt, wie die Riesenschnecke Kunigunde in den Fahrgastraum schlittert. Viel Schneckenschleim fließt über den Boden. Dinco und Karlo stehen hinter ihr. Im Vordergrund steht Gustav und Lothar. Die beiden sind von den vielen Pupsen und dem Schleim der Schnecke angewidert.

»Schiebt, schiebt!«, gibt Karlo, der Keiler, angestrengt Befehl.
»Ich helfe ja schon mit!«, stimmt die Riesenschnecke mit ein. Sie drückt und drückt und sondert dabei derart viel Schneckenschleim ab, dass er eimerweise zur Tür hinaus plätschert. Vor lauter Drücken entweicht ihr dann auch noch ein gewaltiger Pups.
»Boah, ist das eine Marke!«, duckt sich Dinco weg.
»Also, ich finde es dufte«, grinst Karlo den Bären an und schnüffelt mit erhobenem Kopf durch die Luft.
Kunigunde rüttelt und schüttelt ihr Schneckenhaus hin und her. Plötzlich macht es flupp und das dicke Ding schlittert durch die Tür. »Oje, jetzt ist mein schöner Lack zerkratzt.«
»Hoppla! Obacht!«, warnt Lothar, der Fuchs, die anderen, bevor er längelang dahin brettert. »Boah! Das ist arg glitschig hier. Das gibt blaue Flecke. Mir tut richtig der Po weh«, fügt er noch hinzu und reibt sich die Pobacken.
»Also ich nehme die vordere Tür«, frotzelt Karlo. »Ihr könnt euch hier gerne schleimige Hufe holen.«
»Gebt nun Ruhe!«, bittet Morgel, als sich alle in der Bahn eingefunden haben. »Stellt bitte euer Geschnatter und Gegrunze ein. Haltet euch fest während der Fahrt, macht keinen Dreck oder was kaputt hier drinnen. Es kann losgehen.«

Plötzlich ein heftiger Schlag. Gunther kracht mit vollem Karacho gegen die hintere Fensterscheibe und stürzt zu Boden.
»Hast du dir etwas gebrochen?«, fragt Morgel, welcher sogleich aus der Bahn hüpft, um Hilfe zu leisten.
»Ich glaube nicht«, nuschelt der Specht und biegt mit den Flügeln seinen Schnabel hin und her. »Wie könnt ihr mich nur vergessen?«, fragt er vorwurfsvoll, springt auf und flattert schnurstracks in die Bahn.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch -  Das Bild zeigt, die Bache Wilma mit ihren Frischlingen Ben, Ken und Molli im Fahrgastraum der Bahn. Ihnen gegenüber sitzen die Eichhörnchengeschwister Tammy und Yammy.

»Jetzt dürften wir wohl vollzählig sein«, ist Morgel beruhigt und steigt wieder zu. »Nun kann es aber wirklich losgehen, liebe Huschi-Husch.«
»Na dann wollen wir mal«, murmelt die Bahn vor sich hin und lässt die Glocke erklingen. Bimm-Bimm-Bimm, und gleich noch einmal Bimm-Bimm-Bimm. »Bitte alles einsteigen und die Türen schließen. Vorsicht bei Abfahrt des Zuges!«, ruft sie den anderen zu. »Aber heute heißt es: Bitte nicht aussteigen oder einsteigen, dies ist eine Sonderfahrt ins Glück.«

Der Elektromotor heult auf. Die Bahn setzt sich in Bewegung. Das Licht flackert. Mühevoll krächzt das Fahrgestell unter der Last der vielen Fahrgäste. Allmählich kommt das Gefährt auf Touren.

»Das Ruckeln dreht mir den Magen um«, jammert die Stockente. »Ich glaube, ich muss gleich …«
»Nun reiß dich mal zusammen«, rügt Emerald Gustav. »So schlimm wird es schon nicht sein.«
Doch kaum hat er ausgesprochen, bricht es aus der Ente heraus.
»Na schönen Dank auch«, schimpft der Frosch, »und wer macht das wieder weg?«

Kunigunde zwängt sich derweil zwischen den vielen Tieren hindurch, um auch einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen. Zum Leidwesen der anderen hinterlässt sie dabei eine dicke, zähflüssige Schleimspur auf dem Boden.

»Sieh nur, Clara, dort hinter den Bäumen liegt das märchenhafte Schloss, von dem ich dir schon einmal erzählt habe, das, wo die schrullige Elster Gloria I. vom Heßwinkelhof wohnt«, erklärt Constantin seiner Gemahlin. »Es ist das Märchenschloss zu Reinhardsbrunn. Es ist so zauberhaft gelegen. Las es uns demnächst doch mal besuchen.«
»Schöner als unser Schloss Tenneberg?«, fragt Clara nach.
»Mindestens genauso hübsch«, antwortet er.

Mit Karacho legt sich die Bahn in eine Kurve und ruft: »Nächste Haltestelle Reinhardsbrunner Bahnhof. Bitte nicht aussteigen oder einsteigen, dies ist eine Sonderfahrt.« Die Räder kreischen. Blitzschnell huscht sie an dem Wartehäuschen vorüber und auf einen Straßenübergang zu. Bimm-Bimm-Bimm, Bimm-Bimm-Bimm, lässt sie die Glocke in einem fort schellen.

Morgel sieht plötzlich zwei Scheinwerfer neben der Bahn aufleuchten. Bremsen quietschen. »Das hätte leicht ins Auge gehen können«, ruft er der Bahn zu. Nur mit Mühe schafft es ein Trabi, am Bahnübergang zu stoppen.
Unbeirrt setzt diese jedoch ihre Fahrt fort. »Ich muss hier richtig Gas geben, sonst schaffen wir es nicht den Hügel hinauf«, gibt die Bahn zu bedenken. »Außerdem haben wir Vorfahrt.«
»Das mag ja sein, aber erregen wir nicht gigantisches Aufsehen, wenn wir ohne Fahrer und mit so hoher Geschwindigkeit durch die Nacht brettern?«, gibt Morgel zu bedenken. »Noch dazu mit einer Ladung Tiere an Bord.«
»Schon möglich«, stimmt die Huschi-Husch zu.

Mit einem Male wird das Gefährt langsam und langsamer. Der Motor heult auf. Nur mit Mühe schafft es die Huschi-Husch, einen kurzen Stich hinauf. Karlo, Lothar, Dinco und der Lehrer Dachs hüpfen flink hinaus, um von hinten zu schieben.

»Ich bin nicht mehr die Jüngste«, jammert die Bahn. »Da lassen die Kräfte schon mal nach. Meinen Eisenrädern fehlt es eben an Grip auf den blitzblanken Schienen.«
»Hauruck, Hauruck«, ist vom Ende des Zuges zu hören. »Schiebt!«
»Du bist doch noch fit wie ein Turnschuh. Mon amour!«, beruhigt Gaston die Bahn.
»Genau!«, stimmen Mio und Pio zu. »Schaut nur, da vorn blinken blaue Lichter.«
»Das muss die Polizei sein«, ist Morgel besorgt.

Hitzköpfig und großspurig gibt die Huschi-Husch erneut Gas und nimmt wieder rasant Fahrt auf. Die vier Anschieber schaffen es gerade noch so, zuzusteigen und die Tür hinter sich zu schließen. Mit Vollgas braust die Bahn durch die Haltestelle an dem Polizeiauto vorbei. Die Glocke erklingt. Bimm-Bimm-Bimm, Bimm-Bimm-Bimm.

»Ihr kriegt uns niemals!«, ruft sie den beiden Polizisten noch zu und verschwindet dann in der Dunkelheit der Nacht. »Juhu, ist das ein Abenteuer. Dass ich dies auf meine alten Tage noch erleben darf. Ich bin so glücklich.«
»Glaubst du wirklich, dass die dich hören konnten?«, fragt Mio die Bahn.
»Ach, ist doch egal«, antwortet diese, »wahrscheinlich haben die nur ein lautes Quietschen gehört. Aber wie entgeistert die zwei geguckt haben. Köstlich!«
»Die beiden Polizisten habe ich schon einmal gesehen«, glaubt Lehrer Dachs zu wissen.
»Genau!«, gibt ihm Morgel recht. »Das sind Polizeiobermeister Gerd und Polizeimeister Mani. Seinerzeit Schatzfinder am Komstkochsteich. Kannst du dich erinnern?«
»Sind das nicht die beiden, die mich gefangen nehmen wollten, damals auf dem Kalkberg, als ich verwundet war?«, fragt Dinco, der ehemalige Zirkusbär. »Zum Glück hast du mich vor ihnen gerettet. Hopphopp!«
»Ich war auch dabei«, bemerkt Lothar, »ohne mich hätte es diese Rettungsaktion damals gar nicht erst gegeben.«
»Klar doch, das habe ich nicht vergessen«, stimmt Dinco zu. »Ihr habt mich beide gerettet und natürlich auch der Tierdoktor, Herr Freund. Hopphopp!«
»Aber was machen wir nur mit den Polizisten?«, fragt der Dachs. »Die werden bestimmt beim nächsten Halt auf uns warten.«

Kaum hat er ausgesprochen, rast der Streifenwagen mit Blaulicht und Martinshorn auf der nahegelegenen Straße an der Bahn vorbei in Richtung Bad Tabarz.

»Nun mal immer mit der Ruhe, meine Freunde. Ich werde mir etwas einfallen lassen«, beschwichtigt Morgel. »Genießt doch erst einmal die Fahrt.«
»Oje, jetzt habe ich doch meinen Spruch an der Station in Friedrichroda vergessen aufzusagen«, stellt die Huschi-Husch etwas gestresst fest. »Aber dann muss ich sofort die Darauffolgende melden. … Nächste Haltestelle Marienglashöhle. Bitte nicht aussteigen oder einsteigen, dies ist eine Sonderfahrt.«

Allmählich kehrt Ruhe ein. Zufrieden und glücklich blicken die Tiere aus den Fenstern auf die schöne Landschaft, die an ihnen vorüberzieht. Es dämmert bereits, und so können sie bei glasklarem Wetter bis zum Großen Inselsberg hinüberschauen.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch - Das Bild zeigt dem Streifenwagen mit Blaulicht vor der Endhaltestelle in Bad Tabarz. Er steht direkt auf den Schienen und versperrt so den Weg. Mani und Gerd stehen neben dem Wagen und warten auf die Bahn.

Vor der Bahn taucht in der Ferne die Endhaltestelle in Bad Tabarz auf. Das Wartehäuschen ist in blaues Licht getaucht. Das Polizeiauto hat sich genau auf den Schienen vor dem Wartehäuschen postiert.

»Ihr braucht keine Furcht zu haben, die Polizisten können uns nichts anhaben«, spricht Morgel »Der Ältestenrat und ich denken, dass wir die Huschi-Husch und den lieben Gaston in unsere Gemeinschaft aufnehmen sollten. Was haltet ihr davon?«, fragt Morgel in die Runde.
»Also ich bin einverstanden«, ruft Karlo dazwischen, »da gibt es immer etwas Gutes zu essen.«
»Das Rehkitz und ich fänden es auch toll«, spricht Gertrud.
»Ich, wir sind alle dafür«, freut sich Lothar. »Wir sollten uns beeilen, denn wir sind gleich da und dann nehmen die uns alle fest.«
»Dann sei es so«, bestätigt, Esmeralda, die auf dem Handlauf umherkrabbelt.
»Jaaa«, rufen alle im Chor.
»Das ist ja großartig«, freut sich Gaston. »Mon dieu! Aber die haben uns gleich.«
»Keine Angst, mein kleiner Herr«, antwortet Morgel. »Wir werden gleich abheben.«
»Toll, wir werden fliegen«, stößt Tammy Yammy an. »Das wollte ich schon immer einmal.«
»Als Erstes werden wir abheben«, ruft der Kobold, zückt seinen Zauberstab und spricht: »Ohne Umwege und sogleich, geht’s zurück zum Komstkochsteich!«
Plötzlich ruckelt es. Ein Knarren und Grummeln erschüttert die Bahn. Noch bevor sie den Ort erreicht, hebt das Gefährt samt Insassen von den Schienen ab und gleitet allmählich dahin.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch - Das Bild zeigt, wie die Huschi-Husch vom Boden abhebt. Eine grünes Zauberband trägt das schwere Gefährt. Sternenstaub rieselt vom Himmel.

»Geschafft!«, meldet Schröder.
»Erregen wir nun nicht ein wenig Aufmerksamkeit?«, fragt Lehrer Dachs. »Die beiden Polizisten bekommen noch einen Herzinfarkt, wenn sie uns wegfliegen sehen.«
»Du hast wie immer recht.« Morgel schwingt seinen Zauberstab und ruft: »Nebelschleier und Nebelkrähen, geschwind sind wir nicht mehr zu sehen!«

»Hast du das gesehen?«, fragt Mani. »Eben war mir so, als wäre die Bahn geflogen, und nun ist sie ganz weg. Einfach so weg.«
»Du hast recht«, schaut Gerd völlig entgeistert. »Das kann doch nicht sein. Wo ist die hin?«
»Glaubst du mir nun? Ich sehe keine Gespenster. Das ist alles so merkwürdig.«
»Ich glaube, wir sollten beide einmal zum Therapeuten gehen«, stellt Gerd fest und winkt ab. »Ich brauche Urlaub.«

Bildinhalt: Morgelgeschichte 7 - Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-Husch - Das Bild zeigt, wie die Huschi-Husch vor der Wurzelhöhle, mitten im Morgelwald steht.

»Das war es für euch beide«, spricht Morgel nach der Landung vor der Wurzelhöhle. »Ihr seid am Ziel eurer Wünsche angekommen. Herzlich willkommen im Morgelwald.«
»Die Huschi-Husch und ich sind euch allen so dankbar. Mon amies. Es ist uns eine Ehre, hier dazuzugehören. Als Dank werde ich euch ein wunderbares Festmahl bereiten.«
»Werde ich hier auch nicht auffallen, so mitten im Wald?«, fragt die Bahn.
»Keine Sorge. Der Zauberbann von Albasol und Albamon wird dich vor den Blicken Fremder schützen. Niemand weiß, dass du hier stehst«, beruhigt der Waldkauz. »Ich passe schon auf, auf euch.«
»Nach dem Essen werden wir die Aufnahmezeremonie durchführen«, verspricht der Waldkobold.

Ende!

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Überarbeitung des Textes und Neugestaltung der Illustrationen am 16.08.2025.

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Ein Kommentar:

  1. Ich kann mich noch gut erinnern als ich als Bub mit der alten Rumpel in Waltershausen zur Schule gefahren bin. Durch die Geschichte konnte ich auf die gute alte Zeit zurückblicken.

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