
Autor: Jens K. Carl
Illustrationen: Jens K. Carl (KI-generiert unter Zuhilfenahme von Microsoft Copilot Pro).
Altersempfehlung: ab 5 Jahren.
Bruno Heinz Carl, meinem lieben Vater
(*1929 – †2013).
Morgel und die Abenteuer mit der Huschi-HuschBrausend und tosend zieht an diesem Herbsttag ein heftiger Sturm über den Morgelwald hinweg. Tiefschwarze Wolken verdunkeln das thüringische Land. Ob Tier, ob Mensch. Wer kann, hat sich längst in seine Behausung zurückgezogen, um am wohlig warmen Kachelofen und bei einer Tasse duftendem Kräutertee das Ende dieses abscheulichen Unwetters abzuwarten. Eine waghalsige FahrtAus der Ferne ist zu hören, wie sich eine Huschi-Husch quietschend und jaulend ihren vorbestimmten Weg durch das Tal bahnt. Mit Mühe kämpft das schwere Gefährt gegen die gewaltigen Böen, die ihr entgegenblasen, an. Immer dann, wenn die Metallräder auf den glitschigen, vom Laub bedeckten, Schienen durchzudrehen drohen, heulen die Triebwerksmotoren gauksend auf. Es zischt und blitzt, wenn der Stromabnehmer kurzzeitig den Kontakt zur Oberleitung verliert. Die Lichter im Fahrgastraum erlöschen dann hin und wieder, als wollten der Waggon einen Hilferuf aussenden. Plötzlich ein Knall. Laut wie ein Peitschenschlag. Ein dumpfes Grollen. Metall kreischt und berstet. Dann ist Stille. Mucksmäuschenstille. |

Trotz des Unwetters harrt Schröder, der Waldkauz, so wie jede Nacht im dichten Geäst Albasols aus und hält Wache über den Morgelwald. »Hoppla, was war das denn?«, schreckt er laut fragend auf. Das kann mitnichten ein Wetterleuchten oder gar ein Donnerknall gewesen sein, schießt es dem Kauz durch den Kopf. Da muss etwas Schlimmes passiert sein. Geschwind lässt sich Schröder zur Wurzelhöhle hinabgleiten. Hastig und durchnässt kracht der Vogel blindlings gegen die Tür zur Höhle. »Wacht auf, wacht auf! Kuwitt, kuwitt! Etwas Schlimmes ist passiert. Lasst mich rein!«, schreit er unentwegt. »Macht auf! Lasst mich rein!« Von dem Gepolter und dem Geschrei sind der kleine Bär Dinco, die Ricke Gertrud und der Welpe Paschinka aus dem Schlaf erwacht. Während der kleine Hund sich ängstlich unter dem Bett verkriecht, öffnet Dinco die Tür und lässt Schröder eintreten. »Guten Abend, Herr Waldkauz. Was hat denn gebumst? Hopphopp!«, fragt der kleine Bär. Unversehens hört es auf zu schütten, so, als hätte man die Regenbindfäden mit einer Schere abgetrennt. Nur ein leichter Nieselregen fällt noch vom Himmel. Auch der heftige Wind legt sich sogleich. Die Wolkendecke reißt auf und macht den Weg für das Licht des Mondes und der Sterne frei. Kaum hatte der Kobold ausgesprochen, fliegt der Waldkauz los. Ein paar kurze Schläge mit seinen breiten Schwingen und schon ist er hinter den Wipfeln der Bäume verschwunden. Im Gleitflug sucht er die nahegelegenen Bahnstrecken und die Landstraße im Tal ab. Trotz Dunkelheit vermag seinem scharfen Blick nichts zu entgehen. Ganz in der Nähe der Steilwand sieht Schröder ein Stromkabel blitzend und funkenschlagend auf dem nassen Schotter umherhüpfen. Vorsichtig nähert er sich dem Eisengefährt an. Ihm fällt auf, dass ein umgestürzter Baum quer über den Schienen liegt. Seine Äste haben eine ältliche Huschi-Husch zum Entgleisen gebracht und nun hängt sie halb schräg im Gleisbett. Einige Scheiben der Bahn sind geborsten. Gespenstige Ruhe herrscht darin. »Es ist wahr! Es ist wahr! Es gab in der Tat ein Unglück mit einer Huschi-Husch«, ruft er dem Kobold zu, als Schröder zur Wurzelhöhle zurückkehrt. »Allerdings hatte ich den Eindruck, dass das keine herkömmliche Huschi-Husch ist. Die sieht so anders aus, so bunt. Ich habe durch ein zerbrochenes Fenster geschaut. Die Leutchen darin schlafen. Jedenfalls lagen zwei da so herum. Was können wir nur tun?« Eine verblüffende RettungsaktionWenige Augenblicke später stehen die fünf direkt vor ebendiesem Straßenbahnwagen. Morgel wirft sofort einen prüfenden Blick unter das Eisengefährt und seufzt: »Verflixt und zugenäht. Eyers-maners-duers, noch einmal! So ein Schlamassel, aber auch.« »Das also ist eine Huschi-Husch? Hopphopp!«, ist Dinco erstaunt. Der Kobold zeichnet mit dem Zauberstab kleine Kreise in die Luft und ruft: »Athelas und Eiterwunden, Getrenntes ist alsbald verbunden!« Plötzlich halten die beiden Drahtseilenden inne, so als würden sie ihn anschauen. Dann schweben sie aufeinander zu. Ein lautes Fauchen ist zu hören und schon hängt das Kabel wieder straff gespannt zwischen den Oberleitungsmasten. »Bullenkraft und Erdenbeben, Gestürztes mag sich nun erheben!«, beschwört er hinterdrein, und alsbald streckt sich das Eisengefährt knarrend und krächzend aus seiner Schieflage empor. Die Bahn ist plötzlich in grün leuchtendes Licht gehüllt. Wie von Zauberhand getragen, richtet sich der Waggon allmählich auf. Dinco zieht blitzschnell den fetten Ast hervor und wirft ihn beiseite. Zu guter Letzt setzt sich die Bahn sanft zurück auf das Gleis. »Geschafft! Das war es schon. Fertig«, freut sich der Kobold und klopft Dinco vor Stolz auf die Schulter. »Jetzt kann der Zug weiterhuschen.« |

Mit einem Mal sucht sich der Stromabnehmer ganz von allein den Kontakt zur Oberleitung. Es zischt und knistert. Erst leuchten die Scheinwerfer mehrfach kurz auf, als würde sie dem Morgel zuzwinkern, dann abwechselnd die seitlichen Blinker und zu guter Letzt erhellen nach und nach die Lampen im Inneren des Waggons. Der Elektromotor heult auf. Die Bahn schüttelt sich, reckt sich und stößt einen lauten Seufzer aus: »Aaaahhhhhh, tut das gut!«
»Was war das? Hopphopp!«, schaut Dinco verblüfft in die Runde. Ein übergroßes Meerschweinchen tritt aufrecht gehend in die Mitte des Innenraumes. Dessen Gesicht ist hellbraun und weiß gefleckt. Es hat einen eleganten Frack an und einen schwarzen Zylinder auf dem Kopf. In der einen Hand hält es einen Gehstock und in der anderen einen dreiarmigen Kandelaber mit brennenden Kerzen. Der Fahrgastraum erinnert an eine altehrwürdige Bibliothek mit hunderten wertvollen Büchern. In der Ecke steht ein bordeauxfarbenes, samtenes Sofa und gegenüber ein Lesetisch mit nostalgischer Bankerlampe. |

»Bonsoir. Gaston ist mein Name. Mes amies!« »Ich verstehe kein Wort. Hopphopp!«, ist Dinco verwirrt. »Oje, mein Lieber«, klärt ihn das Meerschweinchen auf. »Das heißt: Guten Abend, meine Freunde.« »Sei gegrüßt, Gaston! Du musst keine Angst haben vor uns. Mein Name ist Munk Orgu-Telas, aber alle hier nennen mich Morgel. Das ist Dinco, unser kleiner Bär. Dort oben auf der Handleiste sitzt Herr Schröder und auf dem Tisch die beiden Mäuse Mio und Pio. Aber wie kommt ihr in diese Zauberbahn?« »Mon dieu! Das ist schnell erzählt«, antwortet Gaston, der allmählich Zutrauen gewinnt. »Seit langer, langer Zeit reise ich mit dieser Bahn durch die ganze Welt. Einst zusammen mit meinem Frauchen, welche eine große Zauberin war. Doch eines Tages war sie von einer Sekunde zur anderen verschwunden. Sie hatte sich einfach in Luft aufgelöst. Von da an war ich allein. Eines Tages hörte ich vom Morgelwald und dass dies das Schlaraffenland sei. Das gelobte Land für jedes gestrandete Lebewesen. Deshalb bin ich hierhergekommen und nun steht ihr leibhaftig vor mir. Der große Morgel, der Fürst des Waldes, höchstpersönlich.« »Und du bist nicht verhungert, so allein?«, fragt Dinco magenknurrend nach. »Ich wäre es bestimmt.« »Oh non! Mon appétit! Nein, nein!«, begegnet Gaston. »Ich bin ein Meisterkoch. Ich zaubere euch jedes erdenkliche Menü, wenn ihr es wollt. Schaut her!« |

»Ein Fingerschnipsen von mir und aus der Bibliothek wird eine Küche oder eine Festtafel oder eben ein gewöhnlicher Fahrgastraum, was gerade gewünscht oder gebraucht wird.« »Wie ist das möglich?«, fragt Morgel. »Offenbar ist die Zauberkraft meines Frauchens auf mich übergegangen. Eine andere Erklärung habe ich auch nicht«, antwortet Gaston. »Ich kann euch das gerne einmal vorführen.« »Das ist ja toll«, freuen sich Mio und Pio. »Die Bahn und ich stehen euch gerne jederzeit zur Verfügung, wenn ihr das wollt«, spricht Gaston. »Ihr müsst dazu nur eines tun: uns mitten in euren Morgelwald stellen.« »Ihr meint, ihr möchtet hierbleiben?«, fragt Dinco verblüfft nach. »Genau das ist unsere Absicht. Ihr müsst es nur gestatten.« »Werdet ihr eure Reisen nicht vermissen?«, möchte Morgel wissen. »Ganz sicher nicht, das ist viel zu gefährlich und beschwerlich«, antwortet Gaston. »Es ist unser ausdrücklicher Wunsch.« »Das muss ich mit dem Ältestenrat besprechen.« »Tut das. Lasst uns doch jetzt erst einmal die versprochene Rundfahrt unternehmen«, schlägt Gaston vor. |

Ein munterer Ausflug»Nun lasst uns eine Runde Bahn fahren. Als Belohnung für meine Rettung«, schlägt die Morgelwaldbahn vor und tönt laut heraus: »Bitte alles einsteigen und die Türen schließen. Vorsicht bei Abfahrt des Zuges!« Flink flitzen Mio und Pio in der Fahrerkabine und setzen sich auf das Armaturenbrett. Dinco schnappt sich eine Lederschlaufe, wie sie alle paar halben Meter von der Decke herunterhängen. Mit einem eher unsanften Ruck setzt sich die Bahn in Bewegung. Der Bär verliert plötzlich den Boden unter seinen Hinterpfoten und schwebt längelang im Fahrgastraum. Mit der anderen Pfote sucht er nach Halt und greift, eher aus Versehen, zum Glockenriemen, welcher sich an der Decke durch den Waggon schlängelt. Die Alarmglocke ertönt: Bimm-Bimm-Bimm, macht es in einem fort, Bimm-Bimm-Bimm. |

Morgel und Schröder beobachten, wie sich die Hebel und Schalter im Führerstand von selbst hin und her bewegen. »Ich hoffe, du weißt, was du da tust. … Hast du auch einen Namen, liebe Huschi-Husch?«, fragt Morgel. »Man nennt mich lapidar Triebwagen T1«, antwortet die Bahn, »aber dass ihr Huschi-Husch zu mir sagt, finde ich wunderschön. Genau so möchte ich gerne heißen … Huschi-Husch.« »Dann ist das abgemacht«, spricht der Waldkauz. »Das meinst du doch auch, Morgel. Oder?« »So soll es sein«, ist der Kobold einverstanden. »Das ist ja super!«, freut sich die Bahn und legt gleich mal einen leichten Sprint ein. »Juhu! Ab heute Nacht heiße ich Huschi-Husch.« »Wir wollen es mal nicht übertreiben«, redet Morgel auf die Bahn ein. »Nachher müssen wir dich wieder aus dem Graben heben.« »Oh, Verzeihung«, entschuldigt sie sich. »Hier ist so viel Platz drinnen. Was haltet ihr davon, wenn wir unsere Freunde zu dieser Spritztour einladen? Hopphopp!«, fragt Dinco in die Runde. Nach einigen Minuten kehrt Schröder zurück. »Alle stehen bereit und freuen sich auf eine Fahrt mit der Huschi-Husch.« Sofort macht sich Morgel auf zur Wurzelhöhle, um die gesamte Truppe an die Haltestelle zu koboldieren. Auch Flocke, die Posttaube, Frosch Emerald, Clara vom Baldrichstein und ihr Gatte Constantin haben sich schnell noch vor der Höhle eingefunden. »Seid ihr alle bereit?«, fragt der Kobold in die Runde. »Stopp! Stopp! Wartet auf mich«, ruft Gunther, der Specht, noch schnell hinterher. Dessen ungeachtet ist die gesamte Truppe plötzlich spurlos verschwunden. »Das darf doch wohl nicht wahr sein. Machen die sich aus dem Staub, und das ohne mich? Ohne mich geht doch hier gar nichts«, schimpft der kleine Vogel hinterher. »Was hat der Morgel gesagt? Haltestelle? Ja, welche? Mmh … Ich fliege einfach die Bahnstrecke ab, da werde ich sie schon finden.« Kaum, dass Morgel und die Tiere an der Haltestelle angekommen sind, stürmen die Ersten in die Bahn, um einen schönen Fensterplatz zu erhaschen. Ben, Ken und Molli traben vorneweg und sichern für sich und ihre Mutter, die Bache Wilma, einen gemütlichen Sitzplatz. Ebenso machen es Antony und Paschinka. Gertrud und das Rehkitz ziehen es vor, zu stehen. Die vielen Vögel und die beiden Eichhörnchen platzieren sich auf den Handläufen, die sich unterhalb der Decke erstrecken. Mio, Pio und Gaston machen es sich auf dem Fahrpult gemütlich. Lehrer Dachs und Schröder fachsimpeln aufgeregt über die technischen Details dieser alten Straßenbahn. Gustav hat Angst. Er weigert sich, die Bahn zu betreten. »Los, komm endlich mit«, quakt Emerald zur Stockente. »Sieh nur, ich hüpfe auch hinein. Da passiert nichts.« |

»Schiebt, schiebt!«, gibt Karlo, der Keiler, angestrengt Befehl. »Ich helfe ja schon mit!«, stimmt die Riesenschnecke mit ein. Sie drückt und drückt und sondert dabei derart viel Schneckenschleim ab, dass er eimerweise zur Tür hinaus plätschert. Vor lauter Drücken entweicht ihr dann auch noch ein gewaltiger Pups. »Boah, ist das eine Marke!«, duckt sich Dinco weg. »Also, ich finde es dufte«, grinst Karlo den Bären an und schnüffelt mit erhobenem Kopf durch die Luft. Kunigunde rüttelt und schüttelt ihr Schneckenhaus hin und her. Plötzlich macht es flupp und das dicke Ding schlittert durch die Tür. »Oje, jetzt ist mein schöner Lack zerkratzt.« »Hoppla! Obacht!«, warnt Lothar, der Fuchs, die anderen, bevor er längelang dahin brettert. »Boah! Das ist arg glitschig hier. Das gibt blaue Flecke. Mir tut richtig der Po weh«, fügt er noch hinzu und reibt sich die Pobacken. »Also ich nehme die vordere Tür«, frotzelt Karlo. »Ihr könnt euch hier gerne schleimige Hufe holen.« »Gebt nun Ruhe!«, bittet Morgel, als sich alle in der Bahn eingefunden haben. »Stellt bitte euer Geschnatter und Gegrunze ein. Haltet euch fest während der Fahrt, macht keinen Dreck oder was kaputt hier drinnen. Es kann losgehen.« Plötzlich ein heftiger Schlag. Gunther kracht mit vollem Karacho gegen die hintere Fensterscheibe und stürzt zu Boden. |

»Jetzt dürften wir wohl vollzählig sein«, ist Morgel beruhigt und steigt wieder zu. »Nun kann es aber wirklich losgehen, liebe Huschi-Husch.« »Na dann wollen wir mal«, murmelt die Bahn vor sich hin und lässt die Glocke erklingen. Bimm-Bimm-Bimm, und gleich noch einmal Bimm-Bimm-Bimm. »Bitte alles einsteigen und die Türen schließen. Vorsicht bei Abfahrt des Zuges!«, ruft sie den anderen zu. »Aber heute heißt es: Bitte nicht aussteigen oder einsteigen, dies ist eine Sonderfahrt ins Glück.« Der Elektromotor heult auf. Die Bahn setzt sich in Bewegung. Das Licht flackert. Mühevoll krächzt das Fahrgestell unter der Last der vielen Fahrgäste. Allmählich kommt das Gefährt auf Touren. »Das Ruckeln dreht mir den Magen um«, jammert die Stockente. »Ich glaube, ich muss gleich …« Kunigunde zwängt sich derweil zwischen den vielen Tieren hindurch, um auch einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen. Zum Leidwesen der anderen hinterlässt sie dabei eine dicke, zähflüssige Schleimspur auf dem Boden. »Sieh nur, Clara, dort hinter den Bäumen liegt das märchenhafte Schloss, von dem ich dir schon einmal erzählt habe, das, wo die schrullige Elster Gloria I. vom Heßwinkelhof wohnt«, erklärt Constantin seiner Gemahlin. »Es ist das Märchenschloss zu Reinhardsbrunn. Es ist so zauberhaft gelegen. Las es uns demnächst doch mal besuchen.« Mit Karacho legt sich die Bahn in eine Kurve und ruft: »Nächste Haltestelle Reinhardsbrunner Bahnhof. Bitte nicht aussteigen oder einsteigen, dies ist eine Sonderfahrt.« Die Räder kreischen. Blitzschnell huscht sie an dem Wartehäuschen vorüber und auf einen Straßenübergang zu. Bimm-Bimm-Bimm, Bimm-Bimm-Bimm, lässt sie die Glocke in einem fort schellen. Morgel sieht plötzlich zwei Scheinwerfer neben der Bahn aufleuchten. Bremsen quietschen. »Das hätte leicht ins Auge gehen können«, ruft er der Bahn zu. Nur mit Mühe schafft es ein Trabi, am Bahnübergang zu stoppen. Mit einem Male wird das Gefährt langsam und langsamer. Der Motor heult auf. Nur mit Mühe schafft es die Huschi-Husch, einen kurzen Stich hinauf. Karlo, Lothar, Dinco und der Lehrer Dachs hüpfen flink hinaus, um von hinten zu schieben. »Ich bin nicht mehr die Jüngste«, jammert die Bahn. »Da lassen die Kräfte schon mal nach. Meinen Eisenrädern fehlt es eben an Grip auf den blitzblanken Schienen.« Hitzköpfig und großspurig gibt die Huschi-Husch erneut Gas und nimmt wieder rasant Fahrt auf. Die vier Anschieber schaffen es gerade noch so, zuzusteigen und die Tür hinter sich zu schließen. Mit Vollgas braust die Bahn durch die Haltestelle an dem Polizeiauto vorbei. Die Glocke erklingt. Bimm-Bimm-Bimm, Bimm-Bimm-Bimm. »Ihr kriegt uns niemals!«, ruft sie den beiden Polizisten noch zu und verschwindet dann in der Dunkelheit der Nacht. »Juhu, ist das ein Abenteuer. Dass ich dies auf meine alten Tage noch erleben darf. Ich bin so glücklich.« Kaum hat er ausgesprochen, rast der Streifenwagen mit Blaulicht und Martinshorn auf der nahegelegenen Straße an der Bahn vorbei in Richtung Bad Tabarz. »Nun mal immer mit der Ruhe, meine Freunde. Ich werde mir etwas einfallen lassen«, beschwichtigt Morgel. »Genießt doch erst einmal die Fahrt.« Allmählich kehrt Ruhe ein. Zufrieden und glücklich blicken die Tiere aus den Fenstern auf die schöne Landschaft, die an ihnen vorüberzieht. Es dämmert bereits, und so können sie bei glasklarem Wetter bis zum Großen Inselsberg hinüberschauen. |

Vor der Bahn taucht in der Ferne die Endhaltestelle in Bad Tabarz auf. Das Wartehäuschen ist in blaues Licht getaucht. Das Polizeiauto hat sich genau auf den Schienen vor dem Wartehäuschen postiert.
»Ihr braucht keine Furcht zu haben, die Polizisten können uns nichts anhaben«, spricht Morgel »Der Ältestenrat und ich denken, dass wir die Huschi-Husch und den lieben Gaston in unsere Gemeinschaft aufnehmen sollten. Was haltet ihr davon?«, fragt Morgel in die Runde. |

»Geschafft!«, meldet Schröder. »Erregen wir nun nicht ein wenig Aufmerksamkeit?«, fragt Lehrer Dachs. »Die beiden Polizisten bekommen noch einen Herzinfarkt, wenn sie uns wegfliegen sehen.« »Du hast wie immer recht.« Morgel schwingt seinen Zauberstab und ruft: »Nebelschleier und Nebelkrähen, geschwind sind wir nicht mehr zu sehen!« »Hast du das gesehen?«, fragt Mani. »Eben war mir so, als wäre die Bahn geflogen, und nun ist sie ganz weg. Einfach so weg.« |

»Das war es für euch beide«, spricht Morgel nach der Landung vor der Wurzelhöhle. »Ihr seid am Ziel eurer Wünsche angekommen. Herzlich willkommen im Morgelwald.« »Die Huschi-Husch und ich sind euch allen so dankbar. Mon amies. Es ist uns eine Ehre, hier dazuzugehören. Als Dank werde ich euch ein wunderbares Festmahl bereiten.« »Werde ich hier auch nicht auffallen, so mitten im Wald?«, fragt die Bahn. »Keine Sorge. Der Zauberbann von Albasol und Albamon wird dich vor den Blicken Fremder schützen. Niemand weiß, dass du hier stehst«, beruhigt der Waldkauz. »Ich passe schon auf, auf euch.« »Nach dem Essen werden wir die Aufnahmezeremonie durchführen«, verspricht der Waldkobold. Ende! |
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Überarbeitung des Textes und Neugestaltung der Illustrationen am 16.08.2025.
Ich kann mich noch gut erinnern als ich als Bub mit der alten Rumpel in Waltershausen zur Schule gefahren bin. Durch die Geschichte konnte ich auf die gute alte Zeit zurückblicken.