Morgel und der Möchtegernzauberer (Teil 11 der Morgelgeschichten)

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Bildinhalt: Morgelgeschichte 11 - Morgel und der Möchtegernzauberer - Das Cover des gleichnahmigen elektronischen Buches - Das Bild zeigt den Zirkusdiektor Rossini mit erhobener Faust. Daneben steht der Waldkobold Morgel. Die Waldfee Regina schwebt über beiden.

Autor: Jens K. Carl
Illustrator: Jens K. Carl
Altersempfehlung: ab 5 Jahren.

Kleine Reihe: Zirkuswelt
Fortsetzung von: Morgel und der kleine Zirkusbär

Widmung:
Diese Morgelgeschichte widme ich dem Alternativen Bärenpark in Worbis und dem Wildkatzendorf in Hütscheroda.

Morgel und der Möchtegernzauberer

»Das Telefon klingelt«, ruft Nicole, die neue Tierarzthelferin, welche seit gut zwei Wochen in der Praxis des Herrn Doktor Freund aushilft.
»Gehe mal dran«, ist aus dem Operationssaal zu hören.
»Mache ich!« … »Hallo, Tierarztpraxis Doktor Freund! … Aha … alles klar … gut … ich sage es dem Herrn Doktor. Auf Wiederhören!«, sagt das Mädchen am Telefonhörer. Dann legt sie auf.
»Wer war das? Was ist los?«
»Merkwürdig«, antwortet sie. »Wir sollen einen Zirkus inspizieren, hat die Dame gesagt. Sie sei vom Veterinäramt. Sie wüssten schon Bescheid.«
»Ah ja, gut«, freut sich Doktor Freund. »Ist er endlich da. Das wird mal eine schöne Abwechslung für mich. Mach jetzt Feierabend Nicole und gehe nun nach Hause. Bis morgen, dann gibt es wieder viel zu tun.«
»Das mache ich. Tschüss, Herr Doktor. Schönen Tag noch.«

Zügig packt der Tierarzt seine antik anmutende Arzttasche zusammen, schnappt seinen Mantel, den Hut und macht sich auf den Weg zum Zirkus.
Mal sehen, was mich dort erwartet, denkt er sich. Oh, da sind dunkle Wolken am Himmel aufgezogen. Da nehme ich doch lieber einen Schirm mit, man weiß ja nie.

Eine unerwartete Begegnung

Es dämmert bereits, als er mit seinem Trabant-Kombi auf dem Rummelplatz ankommt. Erste Regentropfen prasseln hernieder. Die Scheibenwischer versagen ihren Dienst.
Es stürmt. Blätter fliegen ringsumher, Äste, ganze Sträucher. Das Rauschen der umstehenden Pappeln ist ohrenbetäubend. Das rhythmische Wiegen der Baumkronen verheißt nichts Gutes.

Hier und da wuseln Zirkusarbeiter aufgeregt umher und mühen sich ab, das Zirkuszelt aufzubauen. Gar nicht so einfach, wenn einem der Wind heftig um die Nase weht, geht es dem Doktor durch den Kopf. Andere wiederum rangieren pitschnass einen Wohnwagen hin und her. Wieder andere warten paffend den Regenschauer ab, um dann Holzbänke und Barrieren für die Manege aus einem klapprigen Materialwagen ausladen zu können.

Der heftige Schauer ist fix vorüber, so schnell, wie er gekommen war. Sachte steigt der Tierarzt aus dem Wagen aus und tänzelt gekonnt um die Pfützen herum, hinüber zum Zelt der Tiere, welches abseits gelegen ist.

In einer Box gleich neben dem Eingang steht ein elegant anmutender Schimmelhengst mit prunkvoll geflochtener Mähne. Er blubbert leise vor sich hin, als er den Fremden kommen sieht.

»Du bist ja ein Hübscher. Wie heißt du?«, fragt der Doktor, als er sich dem Pferd behutsam nähert und an seiner Hand schnuppern lässt.
»Tristan ist mein Name«, antwortet der Hengst. »Wer bist du denn?«
»Ich bin Tierarzt. Ein ganz besonderer Tierarzt. … Ein schöner Name, Tristan. Ein wenig dünn bist du, aber ansonsten machst du einen guten Eindruck.«
Nebenan frisst ein in die Jahre gekommener Haflinger seelenruhig Hafer und Weizenkleie aus einem alten Pappeimer und ein junger grau gescheckter Esel schaut ihm aufmerksam dabei zu.
»Und wie heißt ihr beiden?«, fragt der Doktor.
»Das ist Bill, unser Frührentner. Er lahmt seit Kurzem und spricht nicht mehr. Der kleine, schüchterne Graupelz heißt Nils«, antwortet Tristan.
»Na, du hast aber einen gesunden Appetit«, streicht der Tierarzt dem Haflinger über den Rücken, »das ist immer ein gutes Zeichen. Zeig mir mal deinen linken Huf, Bill. Der fühlt sich recht warm an und geschwollen ist er auch. Da müssen wir bald etwas tun.«
Der kleine Esel versteckt sich derweil hinter Tristan. Ihm ist der sonderbare Fremde nicht geheuer.
Eine Box weiter motzen fortwährend zwei Ziegenböcke lautstark umher.
»Ich bin der Toni«, meckert der Braune.
»Mich nennt man Freddy«, fügt der Schlohweiße hinzu. »Schau lieber mal nach dem Neuen, der könnte sicher Hilfe gebrauchen.«
Gleich hinter einem großen Heuhaufen schleckt eine Alpakadame ihr Jungtier ab, welches sie vor wenigen Augenblicken geboren hat. Unsicher taumelt das kleine Fohlen umher und versucht, schnellstmöglich auf die Beine zu kommen.
»Das hast du gut gemacht«, lobt Doktor Freund das Muttertier. »Wie soll es heißen? Hast du schon einen Namen?«
»Es ist ein er. Ich werde ihn Gian nennen«, antwortet die Alpakadame, »ganz nach seinem Großvater.«
»Ein schöner Name. Und wie heißt du?«
»Killari, das bedeutet dort, wo ich herkomme, Mondlicht.«
»Wunderbar! Dann will ich euch nicht weiter stören. Mit dem Kleinen ist alles in Ordnung. Er braucht jetzt viel Ruhe und seine Milch«, freut sich der Doktor. »Dann will ich mal noch nach dem Dickhäuter schauen.«

Bildinhalt: Morgelgeschichte 11 - Morgel und der Möchtegernzauberer -

Halbblind tänzelt eine alte Elefantendame auf der Stelle und schwingt ihren Rüssel hin und her. Eine schwere Eisenkette hindert sie daran, umherzulaufen. Ihre Haut ist von tiefen Furchen durchzogen und an manchen Stellen schorfig.
»Du könntest auch mehr Zuwendung gebrauchen«, stellt der Tierarzt fest. »Wie darf ich dich nennen?«
»Laska«, nuschelt sie fortwährend im Rhythmus ihrer Bewegungen. »Laska … Laska … Laska.«
Ihr müsst hier alle raus, denkt sich der Doktor.
»Halte durch!«, flüstert er ihr zu und grault sie hinter dem Ohr. »Ich komme bald wieder, dann wird sich hoffentlich so einiges ändern für euch.«
Danach macht er sich auf, nach weiteren Zirkustieren zu suchen.

Vorsichtig schleicht der Tierarzt zwischen den Anhängern umher. Aus einem hört er ein lautes Schnarchen, welches immer wieder von Seufzern und krächzenden Hustenanfällen unterbrochen wird. Behutsam hebt der Doktor das Verdeck des Anhängers an. In einem rostigen Käfig liegt ein großes braunes Etwas und schlummert vor sich hin. Mit einem Satz hüpft er auf die Ladefläche. Das Tier erwacht und verkriecht sich verängstigt in die hinterste Ecke des Käfigs.

»Brröö!«, knurrt es leise vor sich hin.
»Hallo, wer bist du denn?«, fragt der Doktor. »Ich will dir nichts Böses tun. Hab’ keine Angst vor mir. Komme näher ins Licht, dann kann ich dich besser sehen.«
Wieder ein leises: »Brröö!«
»Wie geht es dir? Ich bin ein Tierarzt. Ich kann dir helfen.«
»Lass mich«, murmelt das braune Fellknäuel. »Mir kann keiner mehr helfen. Auch kein Tierdoktor.«
Zaghaft leuchtet Doktor Freund mit einer Taschenlampe in die Ecke. »Eine Bärin«, ist er erstaunt.

Ihr Fell ist an einigen Stellen ergraut. Mancherorts fehlt es ganz und gar. Am Po und auf dem Rücken klaffen offene Wunden und die Fußsohlen sind rissig und mit Schorf übersät. Die Augen sind blutunterlaufen und ihre Lider entzündet. Einige Zähne fehlen und unentwegt läuft Sabber aus ihrem Maul. Sie müffelt fürchterlich.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 11 - Morgel und der Möchtegernzauberer - Das Bild zeigt den Tierarzt Doktor Freund vor dem großen Käfig der Bärin stehen.

Der Doktor schaut sich weiter um. An den Planken des Anhängers kleben zerfetzte Werbeplakate. Sie zeigen das Zirkusleben zu früheren Zeiten. Auf einem Bild entdeckt er eine glücklich dreinschauende Bärenfamilie. Der kleine Bär, in deren Mitte, kommt ihm irgendwie bekannt vor, hat er doch ein winziges, helles Fleck unter dem linken Auge. Momentan fehlt ihm jedoch jegliche Erinnerung.

»Du verstehst mich also … dir hat man offenbar übel mitgespielt«, muss der Tierarzt feststellen. »Rücke näher und lass mich bitte deine Wunden versorgen. Wie ist dein Name?«
»Brröö!«, brummt die Bärin. »Dana … Dana ist mein Name.«
»Dana?«, stockt ihm der Atem. »Dein Name ist Dana?«, fragt er nach. Verwirrt blickt er abermals auf das Plakat. »Das ist es, das muss der kleine Dinco sein«, flüstert er leise vor sich hin.
»Du musst lauter sprechen, sonst kann ich dich nicht hören«, brummt sie. »Ja, Dana, so werde ich gerufen.«
»Hast du einen Sohn, namens Dinco?«
»Dinco«, stammelt sie vor sich hin. »Dinco? … Dinco! Aber ja, mein Sohn. Ich habe ihn fortgeschickt. Er soll es besser haben als ich. Wie es ihm wohl seither ergangen ist?« Dann döst sie wieder ein.

Was mache ich bloß? Sage ich es ihr? Einen Augenblick lang denkt der Doktor nach, doch dann platzt es aus ihm heraus: »Dinco geht es gut. Er lebt … bleibe wach! Hörst du!«, stupst der Arzt gegen ihren Arm. »Er wohnt im Morgelwald und ist putzmunter.«
»Er lebt, Dinco lebt«, nuschelt Dana verschlafen vor sich hin. »Er lebt?«, fragt sie auf einmal mit freudiger Stimme. Ihre Augen beginnen zu leuchten. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. »Er lebt, mein kleiner Dinco lebt!«, ruft sie in einem fort und versucht, sich zu erheben. Sie klammert sich an die Eisenstangen und brüllt: »Er lebt! Er lebt! … Ist das wahr? … Er lebt? Wo ist mein Sohn? Im Morgelwald? Wo soll das sein? Noch nie gehört von diesem Ort.«
»Pssst! Sei bitte leise«, flüstert der Arzt ihr zu. »Der Morgelwald ist ein Zauberwald. Er liegt hier ganz in der Nähe. Dinco hat dort viele neue Freunde gefunden. Es geht ihm gut.«

Unbemerkt von den beiden schleicht sich ein putziges Mauswiesel heran und belauscht das sonderbare Gespräch. Es ist Enno, ein pfiffiges Kerlchen, gerissen, schlau und nicht immer ganz ehrlich. Ein Zögling des Zirkusdirektors. Für eine Leckerei würde dieser sogar seine Großmutter verraten. Und so kommt es, dass Enno sogleich dem dickbäuchigen Mann mit strähnigem, fettigem, schwarz gelockten Haar Bericht erstattet.

»Signor Rossini, ich bin es«, flüstert Enno durch die Tür des pompösen Wohnwagens. »Da macht sich ein Fremder an Dana ran.«
»Ein Fremder?«, fragt der Zirkusdirektor nach, als er mit einem heftigen Schlag die schmale Wagentür aufknallt. »Was sagst du da?«
»Sie sprechen miteinander über Dinco«, berichtet der kleine Marder.
»Dinco? Der Fremde spricht mit ihr?«, ist Rossini erstaunt. Dachte er doch, dass er der Einzige auf der großen weiten Welt wäre, der die Gabe hat, mit Tieren sprechen zu können. »Na warte, niemand redet ungestraft mit meiner Bärin. Nun bekommen wir Dinco, den kleinen Hosenscheißer, zurück. Ich wusste doch, dass sich dieser Lümmel hier irgendwo herumtreiben muss.«
»Ein Leckerli, bitte«, fleht Enno. »Bekomme ich dafür ein Leckerli?«
»Hier, nimm schon«, brummt Rossini und hält dem Wiesel ein paar Brocken Trockenfutter hin. »Das muss ich mir sofort anschauen.«

Mit Mühe schiebt er eilig seinen dicken Bauch durch die schmale Wohnwagentür. Mit Karacho schnippt einer der goldfarbenen Knöpfe seiner schmucken Uniformjacke im hohen Bogen davon. Enno grient vor sich hin.

»Verflixt, suche das Ding!«, ruft er dem Wiesel zu und eilt zum Materialwagen hinüber.
»Wohin so flink?«, fragt Zauberer Salbustini, welcher dessen Weg kreuzt.
»Pssst! Sprich leise. Da macht sich ein Witzbold an die alte Bärin ran«, antwortet der Zirkusdirektor. »Wenn ich den erwische!«
»Was will er von ihr?«
»Keine Ahnung! Das will ich ja herausfinden«, flüstert Rossini.
»Da komme ich mit«, stolpert Salbustini hinterher, »als dein Beschützer oder so.«

»Was machen sie hier?«, will der Direktor wissen, als er an den Anhänger herantritt und die Plane schlagartig zur Seite reißt. »Wer sind sie und wie sind sie hier hineingekommen? Das ist Privatbesitz. Ich rufe die Polizei, wenn sie nicht sofort verschwinden.«
Der Doktor zuckt vor Schreck zusammen und leuchtet unversehens Rossini mit der Taschenlampe ins Gesicht. »Gut so, wenn sie es nicht tun, dann rufe ich die Polizei«, erwidert er. »Ich komme im Auftrag des Veterinäramtes. Doktor Freund ist mein Name. Ich bin der hiesige Tierarzt. Man hat meinen Besuch doch angekündigt.«
»Ach so, sie sind das«, ist der Zirkusdirektor beruhigt. »Machen sie gefälligst die Lampe aus, die blendet mich. Können sie sich auch ausweisen, Herr Tierarzt?«
»Diese Bärin ist schwer krank. Wieso haben sie nicht schon längst einen Arzt gerufen?«
»Ähm, das wollte ich nachher tun«, stottert er verdattert vor sich hin. »Glauben sie mir, das wollte ich noch tun.«
»Nun ja, jetzt bin ich schon mal da. Bringt mir bitte ein Stück Seife, einen Eimer warmes Wasser und ein sauberes Handtuch. Schnell! Bitte!«
»Mach schon, Salbustini! Hole dem Herrn, was er benötigt.«
»Was geht mich das an?«, murrt der Zauberer.
»Das geht dich eine Menge an, und nun ab mit dir!« … »Mein Name ist übrigens Rossini. Ich habe hier das Sagen, denn ich bin der Direktor dieser exzellenten Truppe. Der Herr neben mir ist unser Zirkuszauberer, Senior Salbustini. Wenn sie hier fertig sind, besuchen sie mich doch einmal auf ein kleines, feines Tröpfchen in meinem bescheidenen Haus auf Rädern. Wir haben sicher eine Menge zu besprechen«, grinst er über alle Backen, streichelt dabei seinen zierlichen Kinnbart und zwinkert dem Doktor zu.
»Mal sehen. Hier gibt es einiges zu tun. Am besten ist es, sie lassen mich meine Arbeit machen. Bis bald Herr Direktor.«

Das ist eine harte Nuss, dieser Doktor. Da muss ich mir etwas einfallen lassen, um den zu knacken, geht es Rossini durch den Kopf und trottet davon. Wieso kann der mit den Tieren sprechen?

Der Doktor verarztet notdürftig Danas Wunden und verspricht ihr, bald wiederzukommen. Kaum, dass er fertig ist, schleicht er sich davon und macht sich sogleich auf den Weg in den Morgelwald, um dem Waldkobold Morgel von seiner Entdeckung zu berichten.

Eine flinke Befreiungsaktion

»Morgel! Morgel!«, ruft der Tierarzt schon von Weitem. »Dincos Zirkus ist in der Stadt.«
»Ach wirklich? Nun ja, dies war ja abzusehen«, spricht der Kobold. »Ich habe schon lange damit gerechnet, dass die eines Tages hier auftauchen und nach Dinco suchen werden. Frage nicht, woher ich das weiß, Koboldintuition eben.«
»Dana lebt! Sie vegetiert unter Schmerzen leidvoll vor sich hin. Mehr sterbend als lebendig, wenn du mich fragst.«
»Dincos Mutter ist am Leben? Hat er nicht erzählt, sie wäre gestorben nach dem Unglück auf der Autobahn«, ist Morgel ein wenig irritiert.
»Das hat er, aber er hat Unrecht«, antwortet der Doktor. »Sie lebt! Ich habe sie eben selbst gesprochen und verarztet.«
»Das grenzt ja an ein Wunder. Das muss ich mir anschauen«, ist der Kobold entschlossen. »Jetzt gleich! Komm, nimm meinen Arm. Wir koboldieren zu ihr hinüber. Aufgepasst! Auf geschwind und ohne Rast geht es flink zum Rummelplatz!«

»Das möchte ich auch können, dann wäre ich noch schneller bei meinen Patienten. Schneller, als die Polizei erlaubt«, ist der Tierarzt von dem rasanten Manöver überwältigt.
»Zu irgendetwas müssen wir Kobolde ja nütze sein«, winkt Morgel lachend ab.
»Hier müssen wir rauf, auf diesen Anhänger.«
»Der ist leer«, stellt der Waldkobold fest. »Bist du sicher?«
»Ganz sicher. Die haben Dana weggebracht«, ärgert sich der Doktor. »Diese Halunken.«
»Dann müssen wir uns umschauen«, rät Morgel. »Weit können sie ja nicht gekommen sein.«

Während Morgel unbemerkt von Anhänger zu Anhänger und von Wohnwagen zu Wohnwagen koboldiert, durchsucht der Doktor das Zelt der Tiere. Hinter einem riesigen Heuhaufen versteckt, findet er den zerbeulten Käfig. Dana schläft. Unentwegt murmelt sie »Dinco, mein kleiner Dinco« vor sich hin. Ihre Wunden bluten unter dem neuen Verband.
Kurz darauf trifft auch Morgel dort ein.

»Du hast sie gefunden«, freut sich der Kobold. »Das also ist Dana. Ach herrje, die Ärmste sieht schrecklich lädiert aus.«
»Hallo Dana!«, flüstert der Doktor. »Wache auf. Ich bin es, der Tierarzt von vorhin.«
»Was ist los?«, stöhnt die Bärin vor Schmerzen und richtet sich allmählich auf. »Ach, du bist es. Du musst weg von hier, bevor dich Salbustini erwischt. Er will uns alle in Ratten verwandeln, hat er herumgebrüllt.«
»Haha, da kann ich ja nur lachen. Das wird nicht passieren, da er kein richtiger Zauberer ist. Dazu ist er gar nicht in der Lage. Der tut doch nur so«, schmunzelt Morgel. »Jetzt holen wir dich erst einmal hier raus.«
»Was bist du denn für ein winziges Männlein?«, fragt Dana verwundert.
»Wir müssen verschwinden. Jetzt!«, ruft der Doktor. »Die beiden Halunken kommen zurück. Sie sind gleich da. Ich kann sie schon hören.«
»Ich bin ein Waldkobold und man nennt mich Morgel. Los Dana, gib mir deine Pfote, und du auch, mein Freund«, spricht der Kobold. »Wir unternehmen jetzt eine kleine Reise. Dann wirst auch du frei sein, so frei wie dein Sohn es schon seit Langem ist.«
»Werde ich dann meinen Dinco wiedersehen?«, fragt Dana ungläubig nach.
»Das wirst du. Und ihr beiden werdet nie wieder getrennt sein«, antwortet der Tierarzt. »Versprochen!«
»Auf gehts«, ruft Morgel und drückt die Wurzelhöhlentaste auf seinem Tastending.

»Hast du das gesehen?«, schaut Rossini verdutzt und schubst mit dem Fuß die Heuballen hin und her. »Die Bärin ist geradewegs vor unseren Augen verschwunden. Und mit ihr dieser nervige Doktor und so ein kleiner, grüner Wurzelzwerg. Einfach so. Wie ist das möglich? Die waren doch eben noch hier. Träume ich?«
»Der Käfig ist leer«, bestätigt der Zirkuszauberer. »Das muss echte Zauberei sein. Na warte, die sollen etwas erleben.«
»Du immer mit dieser dummen Rumzauberei. Du bist ja richtig besessen davon«, fuchtelt der Zirkusdirektor genervt umher und schnappt Salbustini am Kragen. »Du schaffst sie wieder herbei, egal wie. Von mir aus auch mit deiner dusseligen Zauberei. Hast du das verstanden?«
»Klar doch, Direx«, stammelt der Zauberkünstler und reißt sich wieder los.
»Die Bärin ist schon so gut wie verkauft. Der Leimsieder kommt sie morgen Abend holen. Platzt das Geschäft, ziehe ich dich persönlich zur Rechenschaft. Dann schaffst du mir die entgangene Kohle herbei.«

Derweil sind Morgel und der Doktor mit samt der Bärin zur Wurzelhöhle zurückgekehrt. Das Rehkitz und der Lehrer Dachs haben geschwind ein kuscheliges Lager aus weichem Stroh und Gras für Dana vorbereitet. Morgel und der Tierarzt helfen ihr, sich hinzulegen.
Zügig macht sich der Doktor daran, ihre Wunden zu säubern, zu desinfizieren und erneut zu verbinden. Zuvor hat er eine Salbe aus feinsten Wildkräutern aufgetragen, um ihre Schmerzen zu lindern und einen Tee verabreicht, um ihr Fieber zu senken. »Fertig! Dir wird es bald besser gehen. Eine große Mütze voller Schlaf wird dir guttun. Und nun ruhe dich aus, Dana. Hier bist du bei Freunden in Sicherheit. Sei unbesorgt.«

Bildinhalt: Morgelgeschichte 11 - Morgel und der Möchtegernzauberer - Das Bild zeigt den Doktor Freund, das Rehlitz, den Lehrer Dachs und die Mäuse Mio und Pio zusammen mit der verletzten Bärin Dana in der Wurzelhöhle.

»Danke sehr, ihr seid so gut zu mir.«
»Können wir helfen?«, möchten Mio und Pio, die beiden Mäuse, und Gaston, das Meerschweinchen, wissen.
»Ja, gerne. Holt frisches Wasser herbei«, stimmt der Doktor zu. »Sie muss jetzt trinken und vor allem braucht sie viel Ruhe.«
»Mon dieu! Die Ärmste. Ich werde ihr eine kräftige Suppe zubereiten«, verspricht Gaston, der eifrige Wurzelhöhlenkoch.

»Dann mache ich mich mal auf die Suche nach Dinco«, schlägt Morgel vor. »Es ist besser, ich bringe ihm schonend bei, was gerade passiert ist, als dass er es von jemandem anderen hört. Du weißt ja, wie hitzköpfig er sein kann.«
»Das ist eine gute Idee«, stimmt der Doktor zu. »Lass dir Zeit. Wir müssen jede Aufregung vermeiden. Dana wird sicher einige Stunden schlafen. … Was machen wir bloß mit diesen beiden Halunken aus dem Zirkus? Die werden sicher nicht locker lassen und nach ihr suchen.«
»Um die kümmern wir uns später«, spricht der Kobold und macht sich sogleich auf den Weg. »Denen statten wir demnächst einen Besuch ab, den sie so schnell nicht vergessen werden.«

Eine besondere Nachricht

Morgel muss nicht lange suchen, um den kleinen Bären zu finden. Dinco hat es sich, wie so oft, an dem morschen Eichenstamm gemütlich gemacht, der in der Nähe des Fuchsloches vor sich hin modert. In einem der Astlöcher hat sich ein emsiges Wildbienenvolk sein Zuhause eingerichtet und zieht dort die Brut auf. Bisweilen sind die Bienen so fleißig und haben so viel von dem süßen Nektar eingesammelt, dass sie dem Schleckermaul Dinco allzu gern etwas abgeben wollen.

»Summ-summ! Pass auf, ich spritze dir einen Schwapp honigsüßen Blubbersaft direkt auf deine Zunge«, ruft Malinka, eine mutige, schlaue und abenteuerlustige Arbeitsbiene, Dinco zu. »Mach den Mund weit auf.«
»Mmh, vorzüglich«, murmelt der kleine Bär. »Heute wart ihr auf der Kräuterwiese unterwegs. Hopphopp!«
»Wie kommst du darauf?«, möchte die Biene wissen und schwirrt um Dincos Kopf herum.
»Das schmeckt heute alles so kräuterlich guuut«, antwortet Dinco. »Hopphopp!«
»Was trödelst du da so herum, Malinka 4557?«, ruft eine Arbeitsbienenaufseherin ihr von Weitem zu. »Die Brut füttert sich nicht von allein.«
»Du hast wie immer recht. Nun ja, ich muss weitermachen«, summt das Arbeitsbienchen und fliegt eilig ins Astloch hinein.

»Hier bist du, mein Lieber. Das hätte ich mir ja gleich denken können«, ruft Morgel Dinco zu. »Wir müssen reden.«
»Was habe ich nun wieder angestellt?«, fragt der kleine Bär. »Hopphopp!«
»Gar nichts«, antwortet der Kobold. »Sei unbesorgt. Wir sollten einfach mal wieder miteinander plaudern, so wie es Freunde eben bisweilen miteinander tun.«
»Na gut. Hopphopp! Ich bin bereit.«
»Wie geht es dir? Fühlst du dich wohl bei uns?«, möchte Morgel wissen. »Schmeckt der Honig?«
»Klar doch. Es ist doch voll toll hier. Hopphopp! Und der Honig ist heute besonders vorzüglich.«
»Dann muss ich auch einmal probieren.« Ein kurzer Wink genügt, und gleich drei Bienchen setzen sich auf des Morgels Hand und geben je ein Tröpfchen des süßen Nektars an ihn ab. Mit einem Schleck ist alles weg. »Mmh, du hast recht, mein Freund. Süperb.«
»Die sammeln heute auf der Kräuterwiese«, fügt Dinco hinzu. »Hopphopp!«
»Soso, das schmeckt man. Aber sag mal, das wollte ich dich schon lange fragen, würdest du gern ein Gefährte unserer Gemeinschaft am Komstkochsteich werden wollen?«
Dinco springt auf. »So, mit allem Drum und Dran? Hopphopp! Mit Unsterblichkeit und Freundschaft und Frieden und so?«
»Ja genau, mit Unsterblichkeit und Freundschaft und Frieden und so«, bestätigt der Waldkobold und lächelt den jungen Bären dabei an.
Dinco überlegt wenige Sekunden, reibt sich die Nase und ruft: »Das wäre so überirdisch fantastisch. Hopphopp!« Freudig tänzelt er singend im Kreis herum. »Wo muss ich unterschreiben? Hopphopp! Wo muss ich unterschreiben? Hopphopp!«
»Das ist ein Zeremoniell, da brauchst du nichts zu unterschreiben«, wirft Morgel ein. »Du musst es einfach nur wollen. Den Rest macht der Ältestenrat.« Nach einer kurzen Pause fügt er noch hinzu: »Ich möchte gern etwas mehr über deine Familie erfahren. Wie war die so? Kannst du dich noch an sie erinnern?«
»Na klar doch! Vati war ein großer, mutiger Bär. Er war mein Vorbild, ich habe viel von ihm gelernt. Vor über zwei Jahren ist er bei einem Unfall in der Manege gestorben. Das war sehr traurig. Und Mutti? Hopphopp!«, überlegt Dinco. »Sie war sooooo lieb zu mir. Sie fehlt mir sehr. Ich vermisse sie beide.« Eine dicke Träne kullert an seiner behaarten Wange herunter. Er schluchzt. »Sie haben, glaube ich … quatsch, nein, ich weiß es … sie haben wohl immer nur das Allerbeste für mich gewollt.«
»Ah ja, da bin ich mir sicher. Deine Mutti ist mir soeben sehr liebevoll begegnet«, bestätigt Morgel.
»Nun ja. Hopphopp! So war sie«, murmelt Dinco leise vor sich hin. »Was hast du da gerade gesagt?«, schreckt der kleine Bär plötzlich hoch.
»Ich bin Dana, deiner Mutti, soeben begegnet«, antwortet der Kobold.
»Im Traum, oder wie?«, fragt Dinco verwirrt nach.
»Nein, wahrhaftig. Ich kann dich beruhigen, deine Mutti lebt. Sie wartet auf dich in unserer Wurzelhöhle und möchte dich gerne wiedersehen.«
»Du veräppelst mich doch«, schaut Dinco völlig entgeistert. »Treibe bitte keine Scherze mit mir.«
»Aber, wenn ich es dir sage. Sie ist zwar sehr krank, aber sie lebt, mein Lieber.«

Dinco wirkt plötzlich benommen. Ihm wird übel. Kalte und warme Schauer laufen zeitgleich über seinen Rücken. Sein Herz rast. Er schüttelt sich am ganzen Leib. »Aber sie hat sich doch nicht mehr gerührt. Sie sagte, es geht zu Ende. Ich soll gehen und frei sein«, flüstert Dinco irritiert vor sich hin. »Ich muss zu ihr!«, brüllt er den Morgel an und flitzt wie ein geölter Blitz los. »Jetzt! Sofort!«, schreit er von Weitem.
»Warte auf mich!«, ruft der Kobold ihm noch nach. »Eyers-maners-duers, noch einmal! Dieser Hitzkopf. Nun ja, da muss ich wohl flugs hinterher koboldieren.« Er holt sein Tastending aus der Hosentasche und drückt den Wurzelhöhlenknopf.

Eine Sekunde später steht Morgel im Vorraum der Höhle. Plötzlich schlägt die Tür auf. Dana schreckt hoch und verkriecht sich eilig in eine hintere Ecke des Raumes.

»Mutti! Mutti!«, platzt Dinco ins Zimmer. »Du lebst!«
»Mein Junge, mein Dinco, mein lieber Junge«, ist die Bärin überwältigt. »Wie habe ich mir diesen Augenblick herbei-gesehnt.«

Bildinhalt: Morgelgeschichte 11 - Morgel und der Möchtegernzauberer - Das Bild zeigt Dinco, den kleinen Zirkusbären, wie er seine totgeglaubte Mutter Dana begrüßt. Mit dabei stehen der Doktor Freund und der Waldkobold Morgel. Im Vordergrund sieht man die Arzttasche des Tierarztes.

Dinco klettert, so wie er es früher immer tat, auf ihren Bauch und Dana nimmt ihren kleinen Sohn liebkosend in die Arme und drückt ihn fest an sich. Sie küsst jede Stelle seines Gesichtes. Immer und immer wieder.

»Wie groß du geworden bist«, schluchzt die Bärin, während ihr eine Flut aus Freudentränen über die Wangen rinnt. »Ein richtiger Bär ist aus dir geworden, mein Kleiner.«

Dinco bekommt kein Wort heraus. Er kann es kaum fassen, seine geliebte Mutti wiederzuhaben.

»Es ist herrlich, euch so vereint zu sehen. Ich wünsche euch beiden, dass ihr nie wieder getrennt leben müsst«, spricht der Kobold. »Lassen wir die beiden jetzt allein«, fordert er die umstehenden Mitbewohner auf, »ihr habt euch sicher viel zu erzählen.«
»Danke, danke, mein lieber Herr Morgel«, flüstert Dinco überglücklich.
»Schon gut, mein kleiner Freund. Übrigens hat der Doktor einen großen Anteil an der Sache. Er hat Dana gefunden.«
»Jetzt hat er uns beide gerettet«, spricht die Bärin. »Ein wahrlich guter Tierdoktor und Mensch.«
»Ist dir aufgefallen, Dinco, dass du gar kein Hopphopp mehr von dir gibst?«, ruft Morgel den beiden noch zu, als er zur Tür hinaustritt.
»Stimmt, jetzt, wo du es sagst, fällt es mir auch auf.«

Alle lachen.

Eine Reise in die Zirkuswelt

Gespannt warten die vielen Wurzelhöhlenbewohner, die Mäuse Mio und Pio, Gunther, der Specht, Wilma und ihre Frischlinge Ben, Ken und Molli, die Ricke Gertrud und das Rehkitz, Igel Stachel, ja sogar der mürrische Molch Adalbert, darauf, zu erfahren, wie es der Bärin bisher ergangen war. Sie möchten wissen, ob sich Dinco über diese tolle Überraschung gefreut hat. Und natürlich wollen sie alle zusammen beratschlagen, wie Dana hier im Morgelwald vor den Zirkusleuten geschützt werden kann.

Den ganzen Nachmittag über schnattern, piepsen, grunzen und blöken die Tiere wild durcheinander. Sogar Lothar vom Hocksloch, der Lehrer Dachs, der Stockentenerpel Gustav und die Raben Clara und Constantin vom Baldrichstein haben sich noch hinzugesellt. Die Nachricht über die Ankunft der Bärin breitet sich wie ein Lauffeuer im gesamten Morgelwald aus. Selbst die überaus ängstliche Elster Gloria I. vom Heßwinkelhof hat die Neugier aus dem Reinhardsbrunner Märchenschloss hierher getrieben.

Doktor Freund erzählt von der Arbeit und dem Leben beim Zirkus. Mio und Pio wollen unbedingt einmal bei einer solchen Vorführung dabei sein. Auch Gunther, der glaubt, sonst über alles Bescheid zu wissen, hat keinen Schimmer vom Zirkusleben. Nur Gaston, der kleine französische Koch, war mit seinem Frauchen früher einmal in Paris in der Manege und durfte dort Jongleuren, Clowns, Seiltänzern und Tierdressuren zuschauen. »Oh, mon dieu! Das war sehr lustig«, weiß das Meerschweinchen zu berichten.

Daher beschließt Doktor Freund spontan, mit den Vieren an diesem Abend in die Vorstellung des Zirkusses zu gehen. Die beiden Mäuse steckt er in die eine Manteltasche und Gaston in die andere. Gunther schlüpft unter seinen Hut, in den der Doktor zuvor ein klitzekleines Guckloch hineingeschnitten hat. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg.

Dort angekommen, parkt der Doktor mit seinem Trabant abseits des Rummelplatzes.
»Wir müssen aufpassen, dass uns der Zirkusdirektor und sein Zauberer nicht entdecken. Also immer schön leise sein«, flüstert er den Vieren zu.
Mit einem Ruck schlägt er den Kragen des Mantels hoch und zieht den Hut tief ins Gesicht. Dann kauft der Doktor eine Eintrittskarte bei Madame Juliette am Kassenhäuschen und setzt sich hoch oben in die hinterste Bankreihe.
»Hier hinten können wir doch gar nichts sehen«, piepsen Mio und Pio und klettern aus der Manteltasche, flitzen am Gebälk der Sitztribüne hinab und verstecken sich vorn zwischen den Begrenzungsblöcken zur Zirkusmanege im Sägemehl. Gaston macht es sich auf der Schulter des Mannes bequem und der Specht steckt seinen Kopf durchs Hutloch.

Das Licht erlischt. Unter dem Zeltdach wird es zunehmend dunkler.
Ein dickbäuchiger Mann mit Zylinder und Gehstock tritt ins Scheinwerferlicht. Er hat eine kunterbunte, mit goldfarbenen Kordeln, Knöpfen und Schulterklappen verzierte, Uniformjacke an. Dazu trägt er eine schwarze Hose und Lackschuhe. Es ist Rossini, der Zirkusdirektor.
Er reist lauthals ein paar öde Witze, kündigt im Eiltempo eine bunte Mischung besonderer Kabinettstückchen der Zirkuskunst an und stellt seine internationale Artistenschar vor.
Eine in die Jahre gekommene Combo lässt einen Tusch nach dem anderen ertönen. Die teils krummen Töne schmerzen dem Doktor in den Ohren.

Als Erstes galoppiert Tristan, der Schimmelhengst, einige Runden durch die Manege, während er von einem kleinen Mädchen im rosa Glitzerkleidchen an einer Longe geführt wird. Dann reitet ein junger, zierlicher Mann auf dessen Rücken, mal vorwärts, mal rückwärts sitzend, mal kopfstehend. Gleich danach tritt eine Akrobatenfamilie auf und vollführt am Reck und an einer Schaukel halsbrecherische Loopings. Ein anderer muskulöser Mann balanciert auf einem Hochseil entlang, welches unter dem Zeltdach gespannt ist. Bevor der auf allen Plakaten angepriesene, weltberühmte Magier seinen spektakulären Auftritt hat, treiben ein Clown, Toni und Freddy, die beiden Ziegenböcke, und Nils, der Esel, ihr Unwesen in der Manege.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 11 - Morgel und der Möchtegernzauberer - Das Bild zeigt die Artisten bei der Vorführung. Ein Mann führt Kunststückchen auf dem Pferd Tristan vor, während ein kleines Mädchen die Lounge hält. Ein Clown macht Faxen. Im Vordergrund sieht man die Begrenzungspoller vom Zuschauerbereich zur Manege. Mio und Pio sitzen zwischen den Pollern und schauen zu.

Mit allerlei Spielchen und Trara bringen sie das Publikum zum Lachen.

Nun hat Salbustini, der große Zauberer, seinen Auftritt. Das Licht wird vollends gelöscht.

Es ist zappenduster. Ein einziger Scheinwerfer ist auf den Magier gerichtet, als er mit drei Jonglierstäben, an deren Ende je eine Flamme lodert, die Manege betritt. Erstmals präsentiert er seinen prachtvoll geschwungenen Schnurrbart, den er tagsüber stets unter einem Bartschoner versteckt. Er ist ganz in Schwarz gekleidet. Langer Ledermantel, Lackschuhe, Zylinder. Als i-Tüpfelchen prangt eine rote Fliege auf seinem schlohweißen Hemd. Das Publikum raunt lautstark, als er beginnt, Feuer zu speien. Die Flammen schlagen hoch bis fast unter das Zeltdach. Eine Lady in einem purpurfarbenen Kleid assistiert ihm. Im Anschluss zaubert er ein weißes Kaninchen aus dem Hut und zieht sich meterweise bunte Tücher aus den Ärmeln und aus dem Kragen. Zu guter Letzt bittet er seine Assistentin, sich in eine längliche, schmale Kiste zu zwängen. An dem einen Ende schauen ihre knallroten Pumps heraus und am anderen der Kopf. Sie lächelt freudestrahlend ins Publikum, als Salbustini anschließend der Reihe nach, drei lange, geschwungene, messerscharfe Säbel durch sie hindurch stößt.

»Oje, ist die jetzt kaputt?«, fragt ein kleines Mädchen und vergräbt ihren Kopf heulend im Schoss der Mutter.
»Hab keine Angst, mein Spatz«, beruhigt sie ihre Tochter, »das ist nur ein Zaubertrick.«

»Quel ennui! Das ist so langweilig!«, schimpft Gaston. »Der will ein Magier sein? Ich sage ja, alles nur Hokuspokus.«
»Das sollte der Morgel mal sehen«, spricht Gunther. »Der hätte ihm gezeigt, was Zaubern wirklich bedeutet.«
»Wir zaubern doch nicht zum Spaß«, widerspricht eine leise Stimme dem Specht, »das wisst ihr doch.«
»Morgel, du bist auch hier?«, fragt Gunther plötzlich, »und wie immer unsichtbar. Schade, eigentlich! Warum lässt du diese Salbustinis und Rossinis nicht einfach verschwinden? Dann können Dana und Dinco für immer bei uns bleiben.«
»Pssst! Wir werden belauscht«, bemerkt der Kobold, »von einem Wiesel. Lasst uns lieber nach Hause zurückkehren. Ich koboldiere mit Mio, Pio, Gunther und Gaston schon einmal voraus.«
»Macht das. Ich bin mit dem Trabi hier«, stimmt Doktor Freund zu. »Er steht drüben am Bahndamm. Ich komme nach.«

Morgel lässt die vier antreten und drückt die Wurzelhöhlentaste auf seinem Tastending. Der Doktor bleibt allein zurück und macht sich auf den Heimweg.

Eine ernst gemeinte Drohung

Enno hat alles mit angehört und ist verblüfft, als die Tiere plötzlich, wie vom Erdboden verschluckt, verschwunden sind. Sogleich holt er den Zirkusdirektor herbei.

»Halt!«, ruft eine Stimme aus einer dunklen Ecke. »Hey! Bleiben sie mal stehen, Herr Tierarzt. Wohin so eilig?«
»Ach, Herr Rossini«, tut Freund überrascht und zieht seinen Hut vor ihm. »Das war ja eine interessante Vorstellung. Nun will ich aber schnell nach Hause. Einen schönen Abend noch.«
Salbustini stellt sich ihm in den Weg und schnappt den Tierarzt am Kragen und spricht: »Moment mal! Du hast etwas, das uns gehört. Wo hast du die beiden Bären versteckt?«
»Lassen sie mich sofort wieder los, Salbustini! Das werde ich euch beiden bestimmt nicht sagen. Es ist Tierquälerei, so wie ihr die Bärin gehalten habt.«
»Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als die Polizei einzuschalten«, ruft der Zirkusdirektor ihm zu. »Sie sind ein Dieb, Herr Tierarzt und sie halten zwei gefährliche Bären irgendwo versteckt. Das sieht nicht gut aus für sie. Uns wird man eher glauben.«
»Damit kommt ihr beiden nicht durch«, wehrt sich der Doktor und stößt den Zauberer von sich.
»Das werden wir ja sehen«, droht Salbustini. »Wir sind zu allem entschlossen. Entweder wir erhalten die Bären zurück oder sie schieben einen großen Batzen Zaster rüber, wenn ihnen ihr Leben lieb ist.«
Freund richtet seinen Mantel, stellt den Kragen hoch, schiebt den Hut tief ins Gesicht und macht einen Vorschlag, um schnell hier wegzukommen: »Ich werde sehen, was ich tun kann. Ich melde mich morgen wieder.«
»Geht doch! Wir erwarten dich morgen Punkt zweiundzwanzig Uhr hier hinter dem Zirkuszelt«, mahnt Rossini.
»Ade, mein lieber Herr Tierarzt. Wir wissen, wo du wohnst. Du Dieb!«, ruft Salbustini noch hinterher.

Der Doktor macht sich kurz entschlossen auf den Weg in den Morgelwald. Immer wieder schaut er in den Rückspiegel, ob ihm auch niemand folgt.

Nichtsahnend führt er jedoch einen blinden Passagier an Bord seines Trabanten mit. Obwohl Enno das Geruckel und Geschaukel beim Fahren nicht verträgt, hat er sich klammheimlich durch einen Fensterschlitz hineingeschlichen und unter dem Fahrersitz versteckt. »Auweia, mir wird voll übel«, flüstert er vor sich hin. »Was man nicht alles macht für den Boss.«

Die letzten paar hundert Meter muss der Doktor zu Fuß zurücklegen, um zur Wurzelhöhle zu gelangen. Enno folgt ihm. Behutsam schleicht das Wiesel durchs Dickicht und hopst von Baum zu Baum, um nicht entdeckt zu werden.
Doch Schröder, der Waldkauz, hat das Mardertier längst erblickt. Nichts entgeht seinen scharfen Augen. Lautlos und zielsicher setzt der Kauz zum Flug an und schwebt mit ausladenden Schwingen in weitem Bogen allmählich zu dem Wiesel hinunter. Bevor Enno auch nur in die Nähe der beiden Zaubertannen Albasol und Albamon gelangt, setzt der Kauz direkt vor ihm auf dem Waldboden auf.

»Stopp! Wohin des Weges, Fremder?«, fragt Schröder und streckt ihm seinen rechten Flügel entgegen.
Enno erschrickt und weicht blitzartig zurück. Im selben Augenblick blendet ihn ein heller Schein und der Tierarzt ist, wie vom Erdboden verschluckt, hinter den zwei Weißtannen verschwunden. »Solch ein Mist«, schimpft das Wiesel, »jetzt habe ich ihn verloren. Musst du dich auch direkt in den Weg stellen? Kannst du nicht woanders parken?«
»Hrr-Hmm! Hrr-Hmm! Du stinkst wie ein Iltis«, räuspert sich Schröder. »Wer bist du und wo willst du hin?«
»Ich darf doch wohl bitten. Ich bin ein Wiesel. Mein Name ist Enno«, ist er empört. »Und wer bist du?«
»Das tut nichts zur Sache. Noch einmal, wo willst du hin?«, fragt der Kauz energisch nach.
»Schon gut, schon gut, mein Lieber. Ich wollte nur die schöne frische Luft genießen und dabei muss ich mich wohl ein klitzekleines bisschen verlaufen haben. Wo sind wir hier eigentlich?«
»Ich zeige dir gerne einen Pfad aus dem Wald. Da geht es lang. Marsch, Marsch, wenn ich bitten darf!«, weist Schröder ihn mit ausgestrecktem Flügel an. »Und nicht wieder vom Weg abkommen«, ruft er noch hinterher.

Unverrichteter Dinge muss Enno den Wald wieder verlassen. Auf dem Klostermühlenweg trifft er auf den Zirkusdirektor und seinen Zauberer. Die beiden konnten dem Tierarzt mit ihrem alten Volkswagen Käfer bis hierher zum Kinderheim folgen. Am Wegesrand finden sie nur noch dessen leeren Trabant vor.
»Mist, jetzt haben wir ihn aus den Augen verloren und nur, weil du mal wieder wie eine lahme Ente gefahren bist«, schimpft Rossini.
»Hier sind überall Wasserpfützen und Schlaglöcher«, erwidert Salbustini. »Soll das gute Stück etwa auseinanderbrechen?«
»Der Tierarzt war plötzlich verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt«, berichtet das Wiesel. »Das war sehr merkwürdig. Das war echte Zauberei und nicht solch ein Hokuspokus, wie du ihn immer veranstaltest, Salbustini.«
»Ich zeige dir gleich Hokuspokus«, brüllt dieser erbost los, schnappt sich den kleinen Kerl und schüttelt ihn kräftig durch. »Zeig uns die Stelle. Avanti! Avanti!«
»Aber, aber, ihr beiden«, geht Rossini dazwischen. »Wer wird denn gleich so grob werden? Lasst uns aufbrechen. Los gehts, Enno! Zeig uns die beiden Tannen.«

Derweil hat Schröder die Luchsin Lava und Fuchs Lothar vom Hocksloch alarmiert. Die beiden sind der Fährte des Wiesels gefolgt und können so den Wortwechsel zwischen den Dreien auf dem Waldweg belauschen. Mutig stellen sie sich den Streithälsen in den Weg und fauchen sie furchterregend an.
Lava spricht mit ernster Stimme: »Morgen Abend um zweiundzwanzig Uhr war doch ausgemacht mit dem Doktor. Also, was wollt ihr dann hier?«
»Besser, ihr geht wieder nach Hause«, fügt Lothar hinzu. »Wir wollen doch nicht, dass jemanden etwas passiert.«
Rossini stockt der Atem. Enno klammert sich an dessen Bein.
»Gut, gut! Wir gehen«, ist der Zirkusdirektor einverstanden und schleicht sachte rückwärts zurück zum Auto. »Kommt, wir fahren. Dann bis morgen zweiundzwanzig Uhr.«
Geschwind steigen die Drei ein. Salbustini schmeißt den Motor an, ein lauter Knall und eilig braust die alte Klapperkiste davon. Zurück bleibt nur eine stinkende Abgaswolke.

»Die konnten wir verscheuchen«, berichtet Lava, als die drei zur Wurzelhöhle zurückkehren.
»Aber, ob die fernbleiben, mag ich zu bezweifeln«, wirft Schröder ein. »Der Dicke klang sehr entschlossen.«
»Ist eigentlich egal, bis zur Höhle kommen die Halunken ohnehin nicht«, steht es für Esmeralda, die Kreuzspinne, fest. »Dana und Dinco sind hier sicher.«
»Nur, was wird morgen werden?«, ist die Bärin besorgt. »So, wie ich die beiden kenne, werden die keine Ruhe geben.«
»Der Morgel sollte den ganzen Zirkus einfach wegzaubern, dann ist Schluss mit dem Theater«, mischt sich Adalbert, der Molch, ein.
»Du weißt doch, er zaubert nicht aus Jux und Tollerei«, erklärt das Rehkitz.
»Nun mal schön mit der Ruhe, meine Lieben. Der Doktor und ich lassen uns etwas einfallen«, beruhigt der Kobold, »nun geht schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag. Alles wird gut werden.«

Eine irre Aktion

Mio und Pio bekommen die ganze Nacht kein Auge zu. Sie zweifeln an den Beteuerungen des Waldkoboldes, etwas gegen die beiden Ganoven beim Zirkus zu unternehmen. Zusammen mit Gustav brüten sie einen tollkühnen Plan aus. Lautlos schleichen sich die drei in die Koboldstube und suchen klammheimlich in den Zauberbüchern nach einem passenden Spruch, um dem Zirkusdirektor und seinen Zauberer eins auswischen zu können. Und sie werden fündig.
»Da habe ich den richtigen Zauberspruch gefunden. Nun ist es vorbei mit der Zauberei und dem ganzen Zirkusgedöns«, flüstert Mio. »Wenn der Morgel sich nicht traut, wir trauen uns.«
»Wie heißt er, der Spruch?«, will Pio wissen.
»Mummenschanz und Gaukelei, Schluss ists mit der Zauberei!«, liest Mio stolz vor. »Den muss ich mir gut einprägen.«
»Benötigen wir dazu auch Morgels Zauberstab?«, nuschelt Gustav und zieht diesen vorsichtig mit dem Schnabel unter dessen Kopfkissen hervor.
»Was ist denn los?«, zischelt der Kobold. Paschinka schaut ebenfalls kurz auf. Beide schlafen aber sofort wieder ein.
»Pssst!«, zischt Pio. »Glück gehabt. Die haben nichts gemerkt. Jetzt können wir los.«

Draußen vor der Wurzelhöhle ruft Gustav: »Aufsitzen, ihr beiden! Wo müssen wir eigentlich hin? Kennt ihr den Weg?«
»Immer dem Schnabel nach«, antwortet Pio und klettert zusammen mit Mio auf dessen Rücken. »Immer in Richtung Rummelplatz.«
»Boah, seid ihr beiden schwer«, mäkelt die Stockente und watschelt Schritt für Schritt los. »Wie soll ich mit dem zusätzlichen Gewicht in die Luft kommen?«
Schneller und schneller trottet Gustav den abschüssigen Weg zum Komstkochsteich hinunter. Er schnauft, schnattert und stolpert letztlich über eine Wurzel. Doch bevor es zu einer Bauchlandung kommt, schlägt er kraftvoll mit seinen Flügeln und hebt allmählich ab in die Lüfte.

»Wir fliegen!«, piepst Mio lautstark heraus. »Wir fliegen! Du hast es geschafft. Boah, ist das toll!«
»Gustav, du bist der Größte«, ruft Pio der Stockente zu. »Du solltest aber dringend an Höhe gewinnen, mein Lieber, sonst streifen wir womöglich noch die Bäume. … Auweia, das wird knapp.«
»Immer mit der Ruhe, wir schaffen das«, beruhigt Gustav die Zwei, setzt zum Steigflug an und nimmt Kurs in Richtung Burgberg. »Haltet euch fest!«

Die beiden Mäuse sind fasziniert von der grandiosen Aussicht. Es geht bergauf und bergab. Hindurch zwischen unzähligen Bäumen. Die vielen Lichter überall, das Schloss Tenneberg, die Stadtkirche und das Nikolaustor, all das haben sie noch nie von oben gesehen. Blitzschnell düsen die drei über den Dächern der Stadt hinweg. Hier und da wimmeln Menschen durch Straßen und Gassen.
»Dort vorn muss es ein«, ruft Pio, als er das hell erleuchtete rot und weiß gestreifte Zirkuszelt hinter dem Bahndamm entdeckt.
»Wir landen, festhalten!«, warnt Gustav und rutscht mit dem Bauch über den Splitt. Mit Karacho rutschen sie unter den luxuriösen Wohnwagen des Zirkusdirektors. Eine gewaltige Staubwolke macht sich breit. »Puh! Geschafft!«
»Hast du dir weggetan?«, fragt Mio nach.
»Kaum der Rede wert. Nur ein paar Schürfwunden«, winkt der Erpel ab. »Wie sagt man so schön: Bis ich heirate, ist alles verheilt.«

Mit schweren Schritten stolziert Rossini in seinem Wagen auf und ab und murmelt seinen Eröffnungstext vor sich hin. Dann tritt er aus der Tür, stolpert die Treppe hinunter und marschiert schnurstracks auf das Zirkuszelt zu. Von dort sind wildes Geplapper, Geschrei und Blasmusik zu hören. Als der Direktor das Zelt betritt, spielt die Band einen Tusch. Das Publikum jubelt.

»Los, auf gehts!«, piepst Mio. »Die Nachtvorstellung hat schon begonnen.«
»Lasst uns ganz vorn einen Platz suchen«, schlägt Pio vor, »da, von wo wir das letzte Mal zugeschaut hatten.«
»Nicht so schnell, nicht so schnell«, schnattert Gustav. »Ich komme kaum hinterher, hinter euch beiden.« Nur mit Mühe kann sich der Erpel unter den Sitzbänken hindurchquetschen, um den Zweien zu folgen. Mal wird er von den Zuschauern gedemmelt, mal geschubst. »Jetzt bin ich da. Uiuiui, das war wie ein Spießrutenlauf! Hat es schon angefangen?«
»Pssst!«, mahnt Mio. »Ich muss mich konzentrieren.«
»Wie beim letzten Mal. Erst kommt das Pferd, dann die fliegenden Artisten und danach der Clown. Bald ist der Möchtegernzauberer dran«, erklärt Pio Gustav den Ablauf.

Dann ist es endlich so weit, mit großem Tamtam tritt Salbustini in die Manege. Die Massen toben, jubeln und stampfen mit den Füßen. Der Boden fängt an zu beben.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 11 - Morgel und der Möchtegernzauberer - Das Bild zeigt den Zirkuszauberer Salbustini, wie er zum einen in der Manege ein kleines Häschen aus dem Zylinder zaubert, und zum anderen mit Feuerfakeln jongliert.

Die Kapelle spielt einen Tusch nach dem anderen. Er schwenkt seinen Zylinder und verneigt sich vor den Leuten. Abermals fuchtelt er mit drei Jonglierstäben umher, an deren Ende je eine Flamme lodert.

»Denen scheint das alles zu gefallen«, flüstert Gustav. »Vielleicht ist der doch ein echter Zauberer? Womöglich verwandelt er uns zu Stein, wenn wir ihm in die Quere kommen?«
»Pssst, quatsch nicht herum!«, mahnt Mio. »Dem werde ich gleich das Zaubern vermiesen. So, jetzt muss ich überlegen. Wie war der Spruch noch mal?«
»Irgendetwas mit Anz und Ei«, flüstert Pio Mio zu.
»Stimmt … Ich habe es«, ist sich Mio sicher und ruft: »Puppentanz und Schaukelei, Schluss ist’s mit der Zauberei!«
Gustav schüttelt den Zauberstab, den er im Schnabel hält, wie wild hin und her. Gespannt schauen die drei auf den Mann.
»Da tut sich nichts«, ist Mio nach einiger Zeit enttäuscht.

»Tssapegfua, ebeil eteul«, ruft Salbustini plötzlich. »Hcielg edrew hci nie nehcninak sua med tuh nrebuaz.«
»Häh, was sagt der da«, flüstert Pio überrascht. »Versteht ihr das?«
»Irgendein Kauderwelsch womöglich«, antwortet Gustav. »Eine Geheimsprache. Das ist salbustinisch oder so.«
»Quatsch, der plappert rückwärts«, ist sich Mio sicher. »Hört doch!«
»Arbadakarba!«, spricht Salbustini.

Ein Tusch ertönt. Noch einer und noch einer. Mit einem Male plätschert schwarzes Pech aus den Posaunenkelchen.
Mehr und mehr rinnt aus diesen heraus und spitzt im hohen Bogen von der Orchesterbühne in die Manege. Das Publikum lacht. Der Zauberer merkt nicht, dass er seine Worte rückwärts spricht. Für ihn hört sich alles ganz normal
an. Nur eines wird ihm schlagartig klar, sein Zauber funktioniert nicht mehr. Mit großtuerischem Lächeln, wildem Gefuchtel und oberpeinlichen Sprüchen versucht er, die Situation zu überspielen.

Bildinhalt: Morgelgeschichte 11 - Morgel und der Möchtegernzauberer - Das Bild zeigt den Zirkuszauberer Salbustini, wie er verdutzt den Zylinder und den Hasen verliert und mehr und mehr Pech auf ihn niedertropft. Die Manege steht knietief unter Wasser und die Begrenzungspoller schwimmen davon.

Aus allen Ritzen strömt Wasser in die Mitte des Zeltes. Unaufhaltsam steigt es an. Die Orchesterleute klatschen ihre Instrumente in die Ecke, klettern hektisch von der Bühne und eilen davon.
Das Licht fängt an zu flackern, mal rot, dann gelb, dann grün. Funken sprühen. Mancherorts blitzt es.
Mit einem Male wird es kalt. So bitterkalt, dass das Wasser zu gefrieren beginnt. Dicke Eiszapfen bilden sich. Das Zelt ächzt unter deren Last. Die Masten biegen sich bedrohlich hin und her. Es knistert und knackt. Unversehens bildet sich ringsumher eine rutschige Eisfläche.
Panik bricht aus unter den Menschen. Das Publikum springt kreischend auf. Hier und da fallen Leute zu Boden oder gestikulieren wild mit den Armen, um Halt zu finden.

Rossini ist bemüht, die Meute zu beruhigen. »Aber bleiben sie doch«, ruft er hinterher. »Sie bekommen alle etwas Geld zurück. An der Kasse gibt es Gutscheine, warme Getränke oder Eis am Stiel. So bleiben sie doch!« Dann entdeckt er die Übeltäter. »Schau nur, Salbustini, dort, das Federvieh und die zwei Ratten. Tue was! Mach sie zu Stein!«
»Wie soll ich dies nur anstellen?«, fragt der Zauberer und rauft sich die Haare. »Das habe ich noch nie gemacht.«
Rossini schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und jammert: »Mein schöner Zirkus. Alles ist hinüber. Mein Lebenswerk ist zerstört.«

»Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!«, hüpft Mio freudestrahlend umher. »Die sind erledigt.«
»Oje, sie haben uns entdeckt. Lasst uns hier verschwinden«, flüstert Pio mit zittriger Stimme. »Es ist saukalt hier.«
»Eyers-maners-duers, noch einmal! Was habt ihr denn da angestellt?«, schimpft Morgel, als er plötzlich im Zirkuszelt erscheint und der Ente den Zauberstab entreißt.
»Zeit, bleib stehen und verharre, alles Leben nun erstarre!«, ruft Regina, die Waldfee, und malt mit ihrem gläsernen Stab ein Kreuz in die Luft. Schlagartig bewegt sich nichts mehr. Stille kehrt ein. Salbustini, Rossini und all die anderen Leute verharren regungslos an ihrem Platz. Kein Ton ist zu hören, kein Luftzug zu spüren.
»Oje, das war es mit uns«, duckt Gustav sich weg.
»Aber, wir wollten doch nur helfen«, flüstert Mio. »Du wolltest ja nichts tun.«
»Aber doch nicht so, ihr drei Ausreißer«, erwidert Morgel.
»Nun beruhige sich euereiner«, mischt sich Regina ein. »Meinereiner bringt das Malheur flink wieder in Ordnung.«
Die Fee schlägt abermals mit ihrem gläsernen Zauberstab ein Kreuz und spricht: »Zeit, kehr zurück an diese Stelle, wo der Zauber seine Quelle!«.

Wie im Film läuft blitzschnell alles in umgekehrter Reihenfolge ab. Das Publikum kehrt plötzlich im Eiltempo auf seine Plätze zurück. Das Eis taut. Es wird mollig warm. Die Musiker flitzen rückwärts der Treppe zur Bühne hoch. So schnell, wie es gekommen war, plätschert das Pech hinauf in die Posaunen. Alles ist ruckzuck wieder trocken, als wäre nichts geschehen. Selbst Salbustini spricht völlig normal. Das weiße Häschen hoppelt flink in seinen Zylinder zurück.

»Zeit, setze fort nun deine Reise, unbeirrt, dies wäre Weise!«, ruft Regina im Anschluss. Zu guter Letzt dreht sie eine große Runde durchs Zirkuszelt und schwingt ihren Zauberstab hin und her. Ein greller Blitz und schon haben die Menschen das Erlebte abrupt vergessen. Alles ist wieder, wie es vorher war.

Eine Zirkuswelt ohne Tiere

Die zwei Halunken allerdings, den Zirkusdirektor und seinen Möchtegernzauberer, hat die Waldfee absichtlich ausgelassen. Sie können sich nach wie vor an das Geschehene erinnern. Morgel und die Fee geben sich den beiden zu erkennen.
»Ihr seht, was so alles passieren kann. Plötzlich ist man nicht mehr Herr der Lage«, spricht der Waldkobold.
»Träume ich?«, fragt Rossini erstaunt. »Wer seid ihr?«
»Euereiner träumt nicht«, antwortet Regina, »und nun schaut, was euereiner Tiere für euereiner vorbereitet haben.«

Die Musik beginnt zu spielen. Der Marsch – Einzug der Gladiatoren – ist zu hören. Angeführt von Tristan betreten die Zirkustiere im Gänsemarsch einer nach dem anderen die Manege und drehen einige Runden. Laska stellt sich auf Ihre Hinterbeine und posaunt lautstark mit ihrem Rüssel. Killari präsentiert stolz dem Publikum ihr Neugeborenes. Bill humpelt unter Schmerzen ein letztes Mal durch die Arena. Nils, Freddy und Toni tollen wie immer wild umher und bringen die Leute zum Lachen. Die Zirkusleute stehen mit versteinerter Miene am Rand und schauen verwundert dem Treiben zu. Alles wirkt wie ein großes lustiges Fest, doch es ist eine Abschiedsvorstellung.

Plötzlich verstummt die Musik. Die Zirkustiere versammeln sich um Tristan. Laska lässt vier laute Töne aus ihrem Rüssel erklingen. Das Publikum jubelt und staunt. Drei Tusche hintereinander verkünden das Ende der Vorstellung und nach und nach verlassen die Leute das Zirkuszelt und gehen nach Hause.

»Du hast verstanden, was Laska ausposaunt hat?«, fragt Morgel den Zirkusdirektor.
»Wir…wollen…nicht…mehr!«, antwortet Rossini. »Was soll das bedeuten?«
»D…d…die streiken«, stottert der Zauberer, »kein Wunder, so wie du die Tiere behandelt hast.«
»Ach, halt deine Klappe«, staucht der Direktor ihn zusammen.
»Das hat sich euereiner selbst zuzuschreiben«, betont die Waldfee. »Euereiner lässt sofort alle Tiere frei und übergebt sie in unsere Obhut.«
»Alle?«, fragt Salbustini. »Das Wiesel auch?«
»Ja, alle! Die Bären, die Alpakas, die Pferde, den Esel, die Ziegen, einfach alle. Enno auch!«, betont Morgel. »Fortan keine Tiere mehr in der Manege! Im Gegenzug dürft ihr eueren Zirkus behalten. Wenn nicht, kümmert sich die Polizei um euch.«
»Die Polizei? Was hat die Polizei damit zu tun?«, fragt der Zirkusdirektor nach. »Wir sind erledigt. Wovon sollen wir nun leben?«
»Ich bin auch noch da«, wirft der Zauberer ein. »Ich bin doch die Hauptattraktion. Der große Salbustini! Wozu brauchen wir Tiere?«

Bildinhalt: Morgelgeschichte 11 - Morgel und der Möchtegernzauberer - Das Bild zeigt, wie der Zirkusdirektor Rossini mit dem Morgel und der Waldfee Regina darüber diskutiert, wie eine Zirkuswelt ohne Tiere aussehen würde. Die Tiere  des Zirkusses stehen drumherum und lauschen gespannt den Worten.

»Ach, papperlapapp! Lerne du erst einmal richtig zaubern«, winkt Rossini ab. »Na gut, wenn die Tiere das so wollen und ich keinen Ärger bekomme, dann bin ich damit einverstanden. Nur lasst mir meinen Zirkus.«
»Dann ist es also abgemacht!«, spricht der Kobold und reicht ihm die Hand hin.
»Hand drauf!«, schlägt Rossini ein.
»Wir werden euch weiter beobachten. Seid euch dessen gewiss«, warnt Morgel. »Nun könnt ihr gehen. Wir haben noch etwas mit den Tieren zu besprechen.«
»Dann ist ja nur noch eines zu tun«, fügt Regina hinzu und blendet die beiden Fix mit ihrem Zauberstab.
»Die werden sich doch noch an unsere Absprache erinnern?«, fragt Morgel die Fee.
»Aber klar doch, diese Erinnerung habe ich dereneiner gelassen.«

»Hört, liebe Freunde! Mein Name ist Munk Orgu-Telas. Rossini gibt euch frei. Von nun an ist die Zeit der Qualen vorbei«, ruft er. »Ihr dürft künftig eueren Lebensabend in Freiheit und unter unserem Schutz verbringen.«
»Richtig frei?«, fragt der Schimmelhengst.
»Ja, richtig frei«, antwortet der Kobold. »Ihr seht keiner Enttäuschung entgegen. Unser lieber Herr Doktor Freund hat ein großes Gestüt. Saftige Wiesen, viel Auslauf, trockene und warme Ställe und nur das allerbeste Futter warten auf euch. Es ist eine märchenhafte Welt.«
»Also ich bin einverstanden«, spricht die Alpakastute. »Wir kommen gerne mit.«
»Wir kommen alle mit«, erklärt Freddy.
»Oje, immer wieder etwas Neues. Wo soll das nur hinführen?«, nuschelt der kleine Esel vor sich hin.
»Du musst dir keine Sorgen machen«, beruhigt ihn Tristan. »Ich werde immer auf dich aufpassen.« Dann wendet er sich dem Kobold und der Waldfee zu und spricht: »Na gut, wir kommen auch mit, unter einer Bedingung, wir bleiben alle zusammen.«
»Versprochen!«, ist Morgel einverstanden.
»Ich möchte auch mit«, ruft Enno dazwischen. »Ich werde auch keinen Schabernack mehr treiben.«
»Dann ist ja alles geklärt. Lasst uns auf eine magische Reise gehen«, ruft Morgel. »Stellt euch im Kreis auf. Wir koboldieren jetzt erst einmal in den Morgelwald. Dort könnt ihr unsere große Gemeinschaft kennenlernen. Aufgepasst, es geht los!«
»Tut das auch nicht weh?«, möchte Nils wissen.
»Nein, das tut nicht weh. Es kann sein, dass dir danach ein wenig übel ist, aber das geht schnell vorüber«, beruhigt ihn der Kobold. »Stellt euch ganz dicht beisammen. Ohne Umwege und sogleich, gehts zurück zum Komstkochsteich!«

Eine rasant wachsende Gemeinschaft

Vor der Wurzelhöhle werden die Neulinge freudig und jubelnd von den Bewohnern des Morgelwaldes erwartet. Alle sind zusammen gekommen, um sie zu begrüßen. Sogar Eddy, der Otter, und seine Familie sind vom Otterbachsteich angereist.
Mio, Pio und Gustav verkriechen sich sogleich im Dickicht. Sie schämen sich, für ihren verpatzen Versuch, dem Möchtegernzauberer eines auszuwischen.

»Nun erst einmal zu euch Dreien«, spricht Morgel.
»Wir wollten doch nur helfen«, betont Pio nochmals mit gesenktem Kopf.
»Morgel, du wolltest ja nichts unternehmen«, raunt Mio hinterher. »Gustav trifft keine Schuld. Wir haben ihn überredet. Er wollte erst gar nicht mitmachen.«
»Ich habe euch beiden Mäusen schon einmal gesagt, lasst meine Zauberbücher in Ruhe. Nur weil ihr kleinen Kerle überall hinkommt, heißt das nicht, dass ihr auch überall hindürft«, mahnt der Waldkobold. »Die Waldfee und ich hätten uns schon noch etwas einfallen lassen, um den beiden das Handwerk zu legen. Seid euch dem gewiss.«
»Nun ist es ja geschafft. Dieseeiner Zirkusleute sind unsereiner für immer los«, verkündet Regina. »Lass deinereiner es gut sein.«
»Die sehen wir jedenfalls nie wieder«, fügt Morgel hinzu. »Dana, Dinco und die anderen Tiere sind jetzt für immer frei. Doktor Freund ist bereit, sich um Enno, Gian, Killari, Freddy, Toni, Bill, Nils und Tristan zu kümmern. Auf dessen Gehöft wird es allen gut gehen und ihr könnt euch von den Schinderei und vom Herumreisen erholen.«
»Hallo, liebe Leute. Mein Name ist Enno. Ich will aber viel lieber hier im Wald leben. Ich wollte schon immer mal im Wald wohnen. Darf ich?«
»Wenn du das möchtest, sicher doch«, stimmt Esmeralda zu. »Dana und Dinco leben fortan auch hier im Wald.«
»Na, ich weiß nicht, ob man dem trauen kann«, wirft Schröder ein.
»Vertraut mir bitte. Ich werde mich bessern«, verspricht das Mauswiesel. »Versprochen!«

»Dies ist das richtige Stichwort für mich. Ich habe Dinco auch etwas versprochen, und was ich verspreche, das halte ich auch«, meldet sich Morgel zu Wort.
»Was hast du denn versprochen?«, möchte Keiler Karlo wissen.
»Ich habe Dinco, unserem lieben Freund, Unsterblichkeit und Freundschaft und Frieden und so versprochen«, antwortet der Waldkobold. »Möchtest du das alles noch, mein lieber Dinco?«
»Oh, zum Glück! Ich komme nicht zu spät«, freut sich der Tierarzt Doktor Freund, welcher japsend angerannt kommt. »Um nichts auf der Welt hätte ich das alles verpassen wollen.«

In diesem Moment tritt Dana vor die Tür der Wurzelhöhle. Plötzlich kehrt Ruhe ein. Von dem Jubel und Trubel ist sie erwacht.
Das erste Mal spürt die Bärin weichen Waldboden unter ihren geschundenen Füßen. Wuchtig drückt sie ihre Klauen in das Erdreich und scharrt tiefe Löcher hinein. Mit kräftigen Atemzügen saugt sie die wohltuenden Düfte des Waldes auf.
»Wie lange habe ich auf einen solchen Augenblick gewartet«, spricht Dana. »Es ist ein Wunder.«
Vor lauter Freude rinnen ihr einige Tränen über die behaarten Wangen. Dann rennt sie los.
Trotz Schmerzen dreht sie zwei, drei Runden um die Wurzelhöhle.
»Jetzt ein kühles Bad«, ruft sie den anderen noch zu und prescht dann kraftvoll zum Komstkochsteich hinunter und hüpft mit einem Satz ins Wasser und taucht minutenlang ab.

Pitschnass kehrt die Bärin zurück und nimmt ihren Dinco in die Arme. »Danke sehr, lieber Herr Doktor, dass sie meinem Sohn und mir das Leben gerettet haben. Wir stehen für immer in ihrer Schuld«, spricht Dana. »Wir wollen gerne ein Teil dieser wunderbaren Gemeinschaft sein. Es wäre uns eine Ehre.«
»Dann sei es so!«, ruft Esmeralda, die Kreuzspinne.
»Eine gute Entscheidung«, stimmt der Doktor zu.
»Somit werden wir gleich mit dem Aufnahmezeremoniell beginnen. Bitte tretet beide vor. Senkt euer Haupt«, spricht Lehrer Dachs.

Völlige Stille tritt ein. Der Kobold zieht wie immer seinen Zauberstab heraus und tippt den beiden Neulingen nacheinander auf die Stirn.

»Ihr seid von nun an Gefährten der Gemeinschaft am Komstkochsteich«, spricht Morgel die Zauberformel. »Solange ihr das thüringische Land nicht verlasst, sei euch beiden ewiges Leben beschert. Die Gemeinschaft wird stets für euch sorgen, Frieden und Sicherheit bieten. Seid von Herzen willkommen!«
Jubelnd und tanzend liegen sich die vielen Tiere in den Armen. Auch die beiden Weißtannen sind entzückt und wedeln mit ihren Ästen hin und her. Sogar der mürrische Molch Adalbert steppt auf dem Kaminsims auf und ab.

»Unsereiner sind noch nicht ganz fertig«, ruft die Waldfee die Waldbewohner zur Ordnung. »Der Ältestenrat hat noch eine Auszeichnung vorzunehmen.«
»Wohl wahr!«, stimmt der Waldkobold zu. »Als Fürst des Waldes ist es mir eine Ehre und uns allen ein Bedürfnis, unseren edlen und barmherzigen Tierarzt, Doktor Freund, für seine hervorragende Arbeit bei der Rettung der Tiere, für seine Aufrichtigkeit, Treue und Verschwiegenheit, welche er unserer Gemeinschaft zu allen Zeiten entgegenbringt, mit dem Morgelländischen Verdienstorden in Walnuss auszuzeichnen.«
»Für mich?«, fragt der Doktor überwältigt.
»Knie nieder, mein Freund«, spricht der Dachs.
»Den hast du dir redlich verdient«, ist Morgel überzeugt und heftet ihm den Orden ans Revers.
»Nun lasst die Feierlichkeiten endlich beginnen«, grunzt Keiler Karlo. »Mir knurrt schon der Magen.«

Ende!

Ob Enno seinen Platz in der Gemeinschaft findet und welches Abenteuer der junge Nils erleben darf, erfährst Du in einer der nächsten Morgelgeschichten, welche irgendwann für Dich hier erzählt werden. Bleib voller Neugier!

Kleine Reihe: Zirkuswelt
Fortsetzung von: Morgel und der kleine Zirkusbär
Erfahre mehr über die Figuren, Dinge und Orte in den Morgelgeschichten.
Erfahre mehr über den Autor und Illustrator der Morgelgeschichten.

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8 Kommentare:

  1. Ein guter Einstieg, macht Lust auf mehr. 😃

  2. Michaela Terstegen

    Wundervoll bildlich geschrieben, man fühlt sich mittendrin, auch für Lesemuffel geeignet.

  3. Danke für die schöne Geschichte. Ich bin gespannt wie es weiter geht.

  4. Die Geschichte hat mich gleich in ihren Bann gezogen. Schön geschrieben und so phantasievoll. Ich bin neugierig, wie es wohl weitergeht…

  5. Sehr schöne Geschichte- so anschaulich…

  6. Danke für die schönen Geschichten.

  7. Pingback:Die Morgelgeschichten | Jens Karsten Carl

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