Wie der Fisch ins Wappen kam (Der Sammetärmel)

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Wie der Fisch ins Wappen kam (Der Sammetärmel) auf Märchenhaftes-Thüringen.de

Bildinhalt: Sagen und Legenden - Der Benediktinerabt Gisbert schließ mit seinem Samtärmel die sprudelnde Quelle. Im Hintergrund ist die Überschwemmung des Tales in Richtung Waltherishusin zu sehen. Der Himmel ist grau bewölkt. Die Stimmung ist düster.

Wie der Fisch ins Wappen kam

Frei interpretiert nach: „Die Sage: Der Sammetärmel“,
Autor: Jens K. Carl
Illustrator: Jens K. Carl (KI-generiert mit Grok)
Veröffentlicht am: 15.07.2025

Als der lichte Frühling zum Tautanz rief, da erscholl aus dem Waltherishusin ein laut’ und kläglich Rufen. Des Quellbrunnens Zorn war entfesselt worden, und wilder Strömung Macht sank hernieder auf die Hütten und Gassen des Fleckens, als wolle das Wasser selbst den Ort verschlingen.

Im Tale, von dunklem Tannenwerk umwoben, lag das ehrwürdige Kloster Reinhardsbrunn, wo fromme Brüder sich dem göttlichen Wort und der stillen Erkenntnis verschrieben hatten. Dort weilte auch der Abt Gisbert, ein Mann von hohem Geiste und milder Miene, dem selbst die Tiere des Waldes zutraulich begegneten.

Als die Kunde der Not Waltherishusins sein Ohr erreichte, da entbot Gisbert den Himmel um Weisung. Und alsbald trat er aus dem steinernen Refektorium hervor, bekleidet mit dem alten Habit seines Amtes, dessen linker Ärmel aus köstlichem Sammete bestand – ein Zeugnis seiner einstigen Gelübde, wie auch der Erinnerung an längst verstorbene Brüder.

Mit festem Schritte zog er gen Norden, das Wort Gottes auf den Lippen und Hoffnung im Herzen. Als er den Ursprung der Flut erreichte, sah er den Quell gleich einem Drachen fauchen, der aus dem Innern der Erd’ seine Wut spei’te. Die Wasser tobten, als seien sie durch Höllenglut entflammt.

Da trat Gisbert näher, murmelte Worte in der alten Sprache der Psalmen, und riss den Sammetärmel ab von seiner Kutte. Diesen legte er mit heiliger Andacht in das pochende Maul der Quelle, auf dass sie gesättigt werde durch das Opfer eines Gerechten.

Und siehe da: Das Wasser wich zurück, gleich einem scheuen Tier, und die Stille senkte sich über das Tal. In Waltherishusin tat man große Augen, denn alsbald ward offenbar, dass der Ärmel das Übel gebändigt hatte.

Zur Ehr‘ des göttlichen Beistands pflanzten die Bürger drei Tannen an jener Stätte, und ein Fisch, der sich gar wundersam in ihren Zweigen verfangen hatte, wurde fortan Teil ihres Wappens – als Zeichen der Gnade.

Abt Gisbert kehrte heim, doch ward er nie mehr derselbe. Die Kunde von seiner That ging von Mund zu Mund, von Chronik zu Chronik, und sein Sammetärmel ward zum Symbol nicht bloß einer Rettung, sondern des Glaubens selbst.

Wappen der Stadt

Frei interpretiert nach: „Der Sammetärmel“,
Autor: Andreas Erbe,
Videoproduktion: Sebastian Spelda.
Veröffentlicht am: 06.03.2021

Andreas Erbe, Sänger und Gitarrist der Band BEBEN aus Waltershausen, hat die Sage um den „Samtenen Ärmel“ in einem Song niedergeschrieben:

BEBEN - Wappen der Stadt (Der Sammetärmel) auf Märchenhaftes-Thüringen.DE

„Vor alten Zeiten vorm Waldtor entlang
‚Ne schöne Quelle dem Berg entsprang
Zu Tale fließend, das Städtlein versah,
Mit kostbarem Nass, doch niemand sah die Gefahr.

Zum Strom angeschwollen, die Stadt sollt‘ bluten,
So stark und grollend stiegen die Fluten.
Das Wasser stürzte und jemand ersann,
Hilfe zu suchen, bei einem frommen Gottesmann.

FLUT – Sei verdammt!
FLUT – Geh vom Land!

Er entriss der Kutte den Ärmel aus Samt,
Sie so zu schließen, der Fluch war gebannt.
Die Quelle gab ruh‘, die Flut sollte gehen.
Da wurden selbst Fische zwischen Tannen gesehen.

FLUT – Sei verdammt!
FLUT – Geh vom Land!

FLUT – War gebannt….“


06.03.2021

© Mit freundlicher Genehmigung: Sebastian Spelda (Videofotograf) und die Band BEBEN.

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  1. Dankeschön für Deine tolle Arbeit, wir bleiben in Verbindung!

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