
Autor: Jens K. Carl
Illustrator: Jens K. Carl
Altersempfehlung: ab 4 Jahren
Kleine Reihe: Das Waisenkind
Fortsetzung in: Morgel und die Waldfee
Antony vom Leinetal, dem treuesten Gefährten
(*1993 – †2012).
Morgel und die Abenteuer in der Waldschule»Ist heute nicht ein wunderschöner Morgen?«, fragt Lehrer Dachs den Waldkobold Morgel, als er den Vorhang vor dem Fenster zurückzieht. »Die Sonne scheint. Es ist warm und trocken. Da kann die Schule wieder losgehen. Endlich!« Der Dachs ist bereits seit vielen Stunden auf, da er vor lauter Aufregung kaum ein Auge zu bekommen hat. Die halbe Nacht saß er am Tisch, bastelte eine neue Landkarte vom Morgelwald und bereitete sich auf die erste Unterrichtsstunde vor. Auch einen Spaziergang um den Komstkochsteich hat er schon unternommen und den Waldkauz Schröder an seinem Ausguck auf der Zaubertanne Albasol besucht. »Da gebe ich dir recht. Draußen ist zauberhaftes Wetter. Lass uns ruhig früher loslaufen. Die Tierkinder haben sich bestimmt schon auf dem Schulplatz eingefunden«, antwortet Morgel. Der Lehrer zieht seine blaue Weste über, klemmt eine braune Aktentasche unter den Arm und hängt sein Monokel um den Hals. Der Waldkobold schnappt sich die Landkarte und zusammen machen sich beide auf den Weg zur Waldschule. Der erste Schultag»Sechs Schulanfänger haben heute Schuleinführung und zwei Tierkinder wollen noch ein zweites Jahr am Unterricht teilnehmen. Also acht insgesamt«, erzählt der Kobold. Tatsächlich stehen schon alle Tierkinder mit ihren Eltern auf dem Schulplatz, der unweit der Dicken Eiche gelegen ist. Gekommen sind die Bache Wilma mit den Frischlingen Ben, Ken und Molli, die Ricke Gertrud mit dem Rehkitz und die beiden Eichhörnchengeschwister Tammy und Yammy. Alle tollen wild umher und freuen sich auf den allerersten Schultag. Die Schule findet allzeit im Freien statt. An einem im Unterholz gut versteckten Platz sind zehn Baumstümpfe im Kreis angeordnet, die als Schulbänke dienen. Neun kleine Stümpfe für die Schulkinder und ein breiter Stumpf als Lehrerpult. Ringsherum stehen allerlei Buchen, deren üppiges Blätterdach Schutz vor Wind und Regen bietet. Ein weiterer Ring aus dicht aneinander stehenden Farnen bewahrt die Schule vor Eindringlingen und fremden Blicken von außen. Der Lehrer Dachs streicht sanft über einen Farnwedel. Wie von Zauberhand geführt, öffnet sich ein schmaler Pfad, welcher den Weg ins Innere der Waldschule freigibt. |

Molli, deren Schwester, ermahnt die beiden: »Jetzt ist aber Ruhe hier! Nun setzt euch gefälligst hin!« Tammy und Yammy hingegen streiten sich nie. Am liebsten möchten die beiden Eichhörnchen auf einem Baumstumpf zusammensitzen. Sie sind immer gut gelaunt. Wenn es passt, singen sie den ganzen Tag lang und spielen oft Fangen oder Verstecken. Auch Lava und das Rehkitz finden ihre Plätze. Lothar nimmt den Baumstumpf weit hinten. Er hat es nicht so mit dem Lernen und stört lieber hin und wieder mit vorlauten, flotten Sprüchen den Unterricht. »Fertig?«, fragt der Dachs. »Guten Morgen, liebe Kinder.« »Guten Morgen, Herr Lehrer. Guten Morgen, Herr Morgel«, rufen die Tierkinder im Chor. Der Kobold nickt freundlich zurück und erwidert: »Danke, liebe Kinder. Ich wünsche euch einen schönen ersten Schultag.« »Zuerst möchte ich die sechs Abc-Schützen herzlich in unserer Schulgemeinschaft begrüßen. Ihr werdet diesen Sommer vieles Neues dazulernen. Also seid immer schön wissbegierig und passt gut auf«, spricht der Lehrer Dachs in die Runde. »Ich freue mich sehr darüber, dass die beiden Zweitklässler freiwillig am Unterricht teilnehmen wollen. Seid alle herzlich willkommen. … So, nun stellt euch doch bitte nacheinander vor und sagt mir, was ihr einmal werden wollt. Du fängst an«, fügt er hinzu und zeigt mit seinem Zeigestock auf Ken. »Meinen Sie mich, Herr Lehrer? … Noch bin ich ein Frischling und heiße Ken. Doch wenn ich einmal größer bin, werde ich ein Feuerwehrschwein und lösche die gefährlichsten Feuer hier im Wald.« »Jetzt bin ich aber so richtig beeindruckt!«, ist vom Dachs zu hören. »Nun hattet ihr alle euren Spaß. Ich schlage vor, dass wir uns nun dem anstehenden Lehrstoff zuwenden. Zuerst verabschieden wir aber eure lieben Mütter. Auf Wiedersehen! Ich werde gut auf die Kleinen aufpassen.« »So sei es, dann kann es ja losgehen«, freut sich Lehrer Dachs und stellt seine neue hölzerne Landkarte neben dem Lehrerpult auf. »Lasst uns heute darüber sprechen, wo wir hier zuhause sind. An welchen Stellen ihr im Wald spielen oder spazieren gehen dürft und wohin ihr euch besser nicht verirren solltet. Was für Gefahren hier ringsum lauern könnten und warum ein Leben innerhalb der Gemeinschaft am Komstkochsteich für uns das Allerschönste auf der ganzen Welt ist. Ich habe für euch in den letzten Tagen diese Karte vom Morgelwald gebastelt.« »Oooch, die ist aber schick«, freut sich Yammy. Der Dachs holt wortreich zur Antwort aus: »Nun, man erzählt sich, dass sich vor langer, langer Zeit ein Mensch, welcher auf einem prächtigen Pferd daher geritten kam, hier im Wald verirrte. Ihr müsst euch vorstellen, dass der Wald früher ganz anders aussah als heute. Er war dunkel und zum Fürchten … er war so dicht bewachsen, dass man seine eigene Pfote nicht vor Augen sah. Allerorts streifte gefährliches Getier umher. Zauberer, Hexen und Landstreicher sollen hier ihr Unwesen getrieben haben.« |

Die düsteren Worte des Dachses lässt den Tierkindern das Blut in den Adern gefrieren. Angst macht sich in ihren Gesichtern breit. Schnell rücken sie dicht aneinander und hören dem Lehrer weiter gespannt zu.
»Es führten dereinst nur sehr schmale Pfade durchs Unterholz und so kam es, dass der Reiter vom Weg abkam. Sein Name war Ludwig der Eiserne. Es war der Thüringer Landgraf. Ein „Hohes Tier“ zu dieser Zeit. So wie unser Herr Morgel heute. Herr Morgel kannte den jungen Grafen sogar höchstpersönlich«, führt der Dachs aus. »Vielleicht möchtest du ja selbst weitererzählen.« »Das kann ich gerne tun«, willigt der Waldkobold ein. »Es ist wahr, ich sah seinerzeit den Landgrafen des Öfteren hier im Wald. Er war damals noch recht jung, als er sich hier allein verirrte. Jedenfalls traf Ludwig völlig erschöpft und unterkühlt auf drei Holzbauern. Sie hießen Emanuel, Hans und Ruprecht. Deren Gesichter waren von der harten Arbeit gezeichnet, die Haare grau und die Rücken krumm. Ihr Lohn war karg und reichte kaum zum Leben, geschweige denn, um sesshaft zu werden. So zogen sie unentwegt durchs Land und boten hier und da ihre Dienste feil. Ihr gesamtes Hab und Gut bestand aus Hector, einem sechzehn Jahre alten Rückepferd, zwei Äxten und einer Trummsäge. |

»Komst? Was ist das denn?«, fragt Ben sabbernd und magenknurrend nach. Immerhin hat er seit fast einer Stunde nichts mehr gefressen. »Das ist saurer, mit Kümmel und Dill eingelegter Weißkohl«, antwortet der Dachs. »Heute sagen die Menschen Sauerkraut dazu. Ich persönlich esse so etwas eh nicht. Davon bekommt man Winde und man muss ständig flatulieren.« »Also ich schon!«, wirft Morgel ein. »Komst war damals ein Hochgenuss und ist es noch heute.« »Hahaha!«, lacht Molli laut los. »Sie meinten wohl pupsen? Dann ist Komst doch genau das Richtige für meine Brüder. Die furzen eh andauernd herum.« »Das kann ich nur bestätigen«, ruft Lothar dazwischen und hält sich die Nase zu. »Hier hinten breitet sich schon wieder so eine übel riechende Wolke aus. Pfui!« »Sei nicht so empfindlich!«, gibt Lava dem Fuchs zu verstehen. »Sonst steckst du ja auch überall deine Nase rein.« »Jetzt wissen wir aber immer noch nicht, was der Teich mit Sauerkraut zu tun hat«, wirft das Rehkitz ein. »Ruhe! Ich bitte um Disziplin. Beruhigt euch wieder!«, beschwichtigt der Dachs. Morgel erzählt weiter: »Die Holzbauern boten ihrem Herrn einen Platz am wärmenden Lagerfeuer an, gaben ihm von ihrer Speise ab und versprachen ihm, ihn sicher zum Reinhardsbrunner Kloster zu geleiten. Ludwig nahm die Hilfe gerne an. Ihm schmeckte das Komst wohl so vorzüglich, dass er den Dreien die umliegenden Wälder, den Teich und die nahe gelegene Wiese zum Geschenk machte. Von dieser Zeit an sprach man nur noch vom Komstkochsteich und von einer Komstkochswiese, welche aber heute wieder bewaldet ist. Zu guter Letzt brachten sie den Landgrafen des Weges und führten ihn aus dem dichten Wald, sodass er unbeschadet ins Kloster gelangte.« »Ich möchte auch so Komst?«, platzt es aus Ken heraus. Schnell ist die Furcht der Freude über die vielen schmackhaften Leckereien gewichen. Sie sind überglücklich, so rasch etwas Neues gelernt zu haben. Paschinka, der puschelige FindlingAls die Tierkinder eines Tages zusammen mit dem Lehrer Dachs unweit der Siebenbuchenbank Bucheckern, Eicheln und allerlei Waldfrüchte für den Unterricht sammeln, begegnet ihnen Antony vom Leinetal, ein West Highland Terrier. »Hallo, Antony!«, begrüßt ihn der Lehrer. »Warst du wieder in der Menschensiedlung unterwegs?« Plötzlich spitzt Antony seine Ohren. Aus dem nahegelegenen Dickicht ist das leise Winseln eines Tieres zu hören. Es klingt so, als wäre es verletzt und in Not. »Hörst du das auch?«, fragt Antony. |

»Was ist dir zugestoßen und wie kommst du hierher?«, fragt der Dachs nach. »Der junge Herr Tim war mit mir Gassi gegangen. Dann folgten uns zwei andere Buben, die mit Tim fangen spielten. Mich hat er so lange hier versteckt. Nun warte ich seither, dass mein Herrchen zurückkommt«, berichtet Paschinka aufgeregt. »Wie lange ist das denn her?«, fragt Antony. Wieder bricht der kleine Hund in Tränen aus und antwortet: »Ich warte hier bereits die ganze Nacht.« »Schon seit gestern? Wie kann man dich nur vergessen?«, fragt das Rehkitz erstaunt in die Runde und fügt hinzu: »Was machen wir nun mit ihm? Wir können ihn doch nicht sich selbst überlassen.« »Lasst mich nicht allein!«, fleht der Welpe das Kitz an. »Purrs, Purrs!«, beruhigt der Dachs den Kleinen und löst die Leine vom Baum. »Du musst keine Angst haben. Wir kümmern uns um dich. Das Beste wird sein, Herr Antony bringt unseren Findling zu Herrn Morgel in die Wurzelhöhle. Der weiß sicher, was in einem solchen Fall zu tun ist.« »Das wollte ich auch gerade vorschlagen. Dann mache ich mich gleich auf den Weg. Ade und viel Spaß euch allen. Wuff!«, bellt Antony und schnappt Paschinka sanft am Nacken, um ihn vor sich herzutragen. »Och! Wir wollen auch mit zu Herrn Morgel«, rufen Tammy und Yammy Antony hinterher. »Wir haben doch schon genügend Eicheln gesammelt«, nuschelt Ken laut schmatzend vor sich hin. »Ach ja, da hast du wohl deine Gosche mit dem Korb verwechselt. Was? Ich kann deine dicken Hamsterbacken noch sehen«, schaut der Lehrer ihn mahnend an. »Na gut, wenn ihr wollt, dann schauen wir halt auch einmal an der Wurzelhöhle vorbei.« Sodann machen sich alle gemeinsam auf den Weg zur Hohen Wurzel. »Was macht ihr denn hier?«, ruft Morgel der Schulklasse entgegen, als diese lärmend an der Höhle ankommen. »Ich denke, ihr seid heute an der Siebenbuchenbank wandern und sammelt Beeren und Früchte.« Tim und der MorgelschwurStundenlang hat Antony vergebens in der Siedlung nach diesem Tim gesucht. Er ist alle Straßen und Plätze abgelaufen, hat in der Kaufhalle vorbeigeschaut und war auch an der Menschenschule unterwegs. Auf dem Rückweg steigt dem Terrier dann doch noch Paschinkas Fährte in die Nase. Ein kleiner Menschenjunge flitzt hastig auf einem Fahrrad an der Siebenbuchenbank auf und ab und ruft unentwegt den Namen Paschinka. Die vier machen sich auf den Weg ins Birkenwäldchen. Als sie dort ankommen, teilen sie sich in alle vier Richtungen auf und pirschen langsam und leise an Tim heran. »Tim, wie kannst du den Paschinka hier allein zurücklassen?«, fragt Lothar knurrend aus dem Dickicht heraus. Tim steigt vom Fahrrad, kauert sich an einen Baum, bricht in Tränen aus und jammert: »Ich möchte meinen kleinen Paschinka wiederhaben.« »Genug!«, ruft Antony. »Es reicht!« Er gibt Lava, dem Dachs und Lothar ein Zeichen, dass sie sich zurückziehen sollen. Im selben Moment tritt der Terrier aus dem Gebüsch hervor, läuft auf Tim zu und spricht: »Sei nicht traurig. Dein Paschinka ist in Sicherheit. Es geht ihm gut.« |

»Du träumst nicht. Wie gesagt, deinem Paschinka geht es gut«, beruhigt Antony den Jungen. »Setz dich und lass uns reden!« Die beiden setzen sich zusammen auf einen alten Baumstamm, welcher am Wegesrand liegt. Tim stützt seinen Kopf auf seine Hände und erzählt: »Die ganze Nacht habe ich an Paschinka denken müssen und gehofft, dass ihm nichts Schlimmes passiert ist.« »Wieso hast du ihn hier zurückgelassen?«, fragt Antony. »Ich hatte am Tag zuvor viel zu wenig gegessen und getrunken. Beim Herumtollen mit den anderen Jungs ist mir dann plötzlich übel geworden und man hat mich schnell ins Krankenhaus gebracht. Die Doktorin verordnete mir Bettruhe und so konnte ich die ganze Nacht nicht nach Hause und auch nicht nach Paschinka suchen.« »Es war also keine Absicht von dir, den Hund hier auszusetzen und ihn sich selbst zu überlassen«, stellt Antony fest. »Stimmt das?« »Genau! Niemals würde ich meinen lieben Paschinka so etwas antun wollen. Ich habe ihn doch erst vor dem Ertrinken gerettet«, antwortet Tim. »Warum sollte ich ihn dann heute aussetzen?« »Wie, du hast ihn gerettet?«, möchte Antony genauer wissen. »Vor ein paar Tagen zog ich einen Sack aus dem Bach. Er war fest zugeschnürt und irgendetwas zuckte darin. Ich fand vier kleine Welpen vor, einer lebte noch. Ich nahm ihn mit nach Hause.« »Wow!«, ist Antony erstaunt. »Das war ja eine lobenswerte Tat von dir. Gut, dann bist du ja ein richtiger Held.« »Wann kann ich denn nun meinen Paschinka wiederhaben?«, möchte Tim wissen. »Ich will ihn sehen! Wo habt ihr ihn versteckt?« »Dein Hund ist an einem sicheren Ort, dort fehlt es ihm an nichts«, beruhigt ihn Antony. »Er war sehr verängstigt, als ich ihn fand. Davon muss er sich nun erst noch erholen. Der Weg ist weit dorthin, wo Paschinka jetzt ist. Es wäre bereits Nacht, ehe wir da sind.« »Aber er gehört doch jetzt mir«, widerspricht der Junge. »Nun ja, der kleine Hund ist viel zu früh von seiner Mutter getrennt worden. Er hätte von ihr noch eine Menge lernen müssen. Das lernt er nun am besten unter seinesgleichen, also bei meinen Freunden und mir. Ich werde erst einmal die Rolle der Pflegeeltern übernehmen. In ein paar Wochen kannst du ihn dann zurückhaben«, gibt Antony zu verstehen. »Fahre nun besser nach Hause und komme morgen Nachmittag wieder hierher. Dann wirst du ihn sehen können.« »Gut, ja, das werde ich«, stimmt Tim zu. »Sprich aber mit niemandem über das Erlebte hier. Dieses Treffen ist unser Geheimnis. Nur dann wirst du in der Lage sein, Paschinka und mich wiederzusehen«, erbittet Antony von dem Jungen. »Das musst du mir schwören!« »Ich verspreche es dir!«, sagt Tim zu. »Ein Versprechen reicht nicht. Du musst es richtig schwören, mit einem richtigen Zauberschwur, einem Morgelschwur am besten!«, verlangt Antony. »Einem Morgelschwur? Wie lautet der?«, fragt Tim. »Höre erst einmal gut zu und sprich mir dann nach: ›Ich schwöre beim Morgel, niemandem von diesem Treffen und von einem Zauberhund zu berichten, anderenfalls sehe ich Paschinka nie wieder!‹ Dabei hebst du die linke Hand«, fordert Antony ihn auf. Der Junge wiederholt den Schwur und folgt den Anweisungen des Terriers: »Ich schwöre beim Morgel, niemandem von diesem Treffen und von einem Zauberhund zu berichten, anderenfalls sehe ich Paschinka nie wieder!« »Das hast du gut gemacht. Halte dich an den Schwur und fahre nun nach Hause«, empfiehlt Antony. »Was ist ein Morgel?«, möchte Tim wissen. »Ein Morgel ist …«, schnell noch überlegt sich der Zauberhund eine Ausrede, »ein Pilz! Hast du noch nie etwas von Morcheln gehört.« »Ich habe auf eine Morchel geschworen?«, fragt Tim verblüfft nach. Als der Junge sich umschaut, ist der Zauberhund verschwunden, so, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Der hat wohl nicht mehr alle Latten am Zaun, denkt sich Tim, schnappt sein Rad und trottet verwirrt davon. Neue Freunde und ein sicheres Heim für PaschinkaDer kleine Paschinka hat sich unterdessen tüchtig den Bauch vollgeschlagen. So viel wie heute wurde ihm noch nie auf einmal aufgetischt. Wie zu erwarten war, ist der kleine Findling an diesem Abend das Gesprächsthema Nummer eins unter den Mitbewohnern der Wurzelhöhle. »Das wirft natürlich ein ganz anderes Licht auf den Jungen«, stellt Morgel fest. »So ein Lümmel, wie wir anfangs dachten, scheint er nicht zu sein. Wir werden also abwarten, wie sich die Sache entwickelt und ob Tim das Geheimnis um den Zauberhund für sich behalten kann. Besteht er diese Prüfung, können wir darüber nachdenken, ob Paschinka wieder zu ihm zurückkehren kann. Aber nur, wenn unser Paschinka das auch will!« Ende! Ob Paschinka in der Gemeinschaft seinen Platz findet, was dem jungen Tim tatsächlich widerfahren ist, wem Tim unverhofft begegnet und ob er seinen Hundewelpen jemals wiedersehen wird, erfährst Du in der nächsten Geschichte. Bleib voller Neugier! |
Kleine Reihe: Das Waisenkind
Fortsetzung in: Morgel und die Waldfee
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Lieblich und modern.
Ein wirklich schönes, modernes Märchen. Es ist einfach geschrieben. Verschiedene Themen werden behandelt: das Aussetzen von Hunden, das Mobben eines Kindes im Kinderheim und etwas Sagenhaftes rund um die Region im Thüringer Wald.
Keine Schlachten, kein Blut, keine Intrigen.
Einfach nur eine friedliche, heile Welt, die der Autor nach eigenen Angaben mit dem Ort Komstkochsteich verbindet. Wer also eine friedliche und heile Welt sucht, die oder der wird sie dort finden. Den Teich gibt es wirklich. Er liegt unweit der Ortschaften Bad Tabarz, Friedrichroda und Waltershausen am Rande des nördlichen Thüringer Waldes zwischen Gotha und Eisenach. Ich selbst war noch nie dort, aber das werde ich alsbald nachholen.
Mir sind beim Lesen in der Tat wunderschöne Bilder im Kopf entstanden. Dem Autor ist es gelungen, einfühlsame Beschreibungen der Landschaft und der Figuren zu liefern. Die Dialoge zwischen den Akteuren sind fast Trickfilmreif. Die Sprache ist einfach gehalten und folgt keinen kindlich-jugendlichen Trends. Auf Anglizismen wurde verzichtet.
Ich habe mir allerdings erlaubt, erst Teil 3 der Morgelgeschichten zu lesen, bevor ich mir Teil 2 zu Gemüte geführt habe. Damit habe ich allerdings den Spannungsbogen, der sich ab der zweiten Hälfte des zweiten Teiles aufbaut und dann in der nächsten Morgelgeschichte seinen Höhepunkt findet, etwas abgeflacht. Die Handlung beider Teile wird durch einen Perspektivwechsel deutlicher.
Gut gemacht!
Lieber Jens.
Das ist eine wirklich schöne Geschichte. Ich freue mich schon auf die Nächste. Weiter so! 5 Sterne von mir.